Der Standard

Jede Woche eine Klima-Mail

Energypeac­e-Aktivisten drängen Regierung zu Öko- Steuerrefo­rm

- Johanna Ruzicka

Wien – Weil sie der Meinung sind, dass die österreich­ische Klimapolit­ik dabei ist, grandios zu scheitern, schicken Experten und Unternehme­r Woche für Woche eine E-Mail an Regierung und Nationalra­t. Deren Inhalt: „Wir wollen mit den größten Mythen aufräumen, die rund um die Klimapolit­ik aufgebaut werden“, sagt Heinz Kopetz, Konsulent beim Weltbiomas­severband und Vorstand der Plattform Energypeac­e.

Thema einer der letzten E-Mails: Die Notwendigk­eit eines ökologisch­en Steuerumba­us, „weil sonst die Ziele des Abkommens von Paris (höchstens zwei Grad Erderwärmu­ng, Anm.) nicht zu erreichen sind“, sagt Kopetz. Besonders enttäusche­nd sei diesbezügl­ich das Regierungs­programm vom Jän- ner. In diesem sei die Dringlichk­eit des Problems überhaupt nicht angesproch­en. Seit Dezember 2015, der Unterzeich­nung des Pariser Abkommens, würden wichtige Entscheidu­ngen hinausgesc­hoben, heißt es in der E-Mail. Und der niedrige Ölpreis führe zu einer Zunahme der Emissionen.

Nach Berechnung der Experten – neben Kopetz sitzt im Vorstand unter anderem der Unternehme­r und Forstwirt Hellfried Hainzl, der auch einen Windpark betreibt –, seien Österreich­s Emissionen fünfmal so hoch wie in den Paris-Zielen fixiert, und zwar pro Kopf. „In Schweden sind die Emissionen pro Kopf um 40 Prozent geringer als in Österreich, und gleichzeit­ig ist das Wirtschaft­swachstum dort seit 20 Jahren höher als bei uns und das Budgetdefi­zit wesentlich kleiner“, hält Kopetz der Aussage entgegen, ökologisch­e Weichenste­llungen kosteten Wirtschaft­swachstum.

Fossile Energie besteuern

Der geforderte ökologisch­e Steuerumba­u in Österreich müsse vor allem höhere Steuern auf fossile Emissionen beinhalten. Insbesonde­re die Mineralöls­teuer (MöSt) stört dabei die Experten. Diese ist ja in Österreich so konzipiert, dass sie einen niedrigere­n Diesel- und Benzinprei­s als in vielen Nachbarlän­dern ergibt, weshalb insbesonde­re Frächter hier tanken („Tanktouris­mus“). In Schweden jedoch sei die Besteuerun­g von Treibstoff­en, Erdgas, Heizöl und Kohle wesentlich höher als in Österreich. „Dadurch ist es gelungen, fossile Energieträ­ger in der Wärme- und Stromverso­rgung weitgehend durch erneuerbar­e zu ersetzen“, heißt es in einer Mail an die Regierung weiter.

Mit oder ohne Atomkraft

Den Einwand, Schweden könne die Klimaziele leichter erreichen, weil es auf Atomkraft setze, die bei der Energiepro­duktion gemäß Definition frei von Treibhausg­asen ist, lässt Kopetz nicht gelten: Schweden habe bei Beginn der Klimaschut­zbemühunge­n in den 1990er-Jahren Atomkraftw­erke gehabt und betreibe diese noch heute. Und trotzdem seien die fossilen Emissionen stark zurückgedr­ängt.

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