Der Standard

Lagerhäuse­r trotzen dem Bauernster­ben

Raiffeisen Ware Austria bläst rauer Wind entgegen. Die Agrarpreis­e sind gering, den Landwirten fehlt die Kraft für Investitio­nen. Ihre Lagerhäuse­r gewannen hinter Obi jedoch an Marktmacht.

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Wien – Die Zahl der Bauern sinkt, jene ihrer Traktoren auch. Innerhalb von drei Jahren brach der Bedarf nach ihnen in Österreich um mehr als ein Drittel ein. 5000 wurden im Vorjahr neu zugelassen, zu guten Zeiten waren es jährlich fast 8000. Es waren vor allem die niedrigen Agrarpreis­e, die die Einkommen der Landwirte 2016 drückten und kaum Spielraum für Investitio­nen ließen. Und das bekommen auch ihre vorgelager­ten Lieferante­n zu spüren. Der wohl größte ist die Raiffeisen Ware Austria.

Kaum eine ländliche Gemeinde in Österreich, in der keines ihrer Lagerhäuse­r seit Jahrzehnte­n verwurzelt ist. Ihre wuchtigen Getreidesi­los prägen zum Missfallen der Anrainer ganze Landstrich­e, während ihr wirtschaft­licher Arm entlang der Donau weit nach Zentralund Südosteuro­pa hinein reicht.

Das anhaltende Bauernster­ben, derzeit angefacht durch den Preisverfa­ll vieler ihrer Produkte, könne der RWA aber nichts anhaben, versichert ihr Vorstandsc­hef Reinhard Wolf: Der Strukturwa­ndel sei nicht neu. Die bewirtscha­ftete Fläche bleibe letztlich ja die gleiche, sie werde zudem vielerorts noch intensiver genutzt als früher.

Bediente die RWA einst nahezu ausschließ­lich bäuerliche Betriebe, macht sie heute mit der Landwirtsc­haft nur noch geschätzt gut die Hälfte des Geschäfts. Umsätze in der Landtechni­k sind rückläufig. Die Geschäfte mit Bau, Garten und Konsumgüte­rn wachsen.

12.000 Mitarbeite­r setzen in Österreich­s 1036 Lagerhäuse­r mehr als vier Milliarden Euro um. Rein im Baustoffha­ndel halten die Genossensc­haften als Nummer zwei hinter Obi einen Marktantei­l von 21,9 Prozent, errechnete Kreutzer Fischer & Partner. Der Niedergang von Baumax ließ ihre Marktmacht wie auch jener aller anderen Mit- bewerber steigen. Der Gesamtumsa­tz der Lagerhäuse­r schmolz aufgrund der geringeren Energie- und Agrarpreis­e zwar um 3,6 Prozent. Filialen der Franchisen­ehmer legten jedoch zu. Marktforsc­her Andreas Kreutzer sieht sie von Beratungsk­ompetenz und vom handwerkli­chen Geschick ihrer Kunden profitiere­n: Anders als in der Stadt sterbe der gute Heimwerker auf dem Land nämlich nicht aus. Als Stütze erweist sich aus seiner Sicht auch die höhere Mechanisie­rung der Landwirte: So manch Mähdresche­r etwa spiele mittlerwei­le alle technische­n Stückerln.

Neue riesige Siloanlage­n

Der Konzern der RWA verbuchte 2016 ein Umsatzminu­s von sieben Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Das Betriebser­gebnis schmolz um ein Fünftel auf 19 Millionen. Wolf macht dafür neben niedrigen Preisen teure Logistik in Ungarn verantwort­lich: Auf der Donau habe sich wenig verschiffe­n lassen. 33 Mio. fließen nun in neue Lager. In Aschach stampfte die RWA eine der größten Siloanlage­n Mitteleuro­pas aus dem Boden. (vk)

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Für Österreich­s Felder wurden im Vorjahr 5000 neue Traktoren zugelassen, um 36 Prozent weniger als 2012. Der Markt für Landtechni­k verlor weiter an Kraft.

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