Der Standard

Sauhaufen

- Win

Auf einer Zeichnung des 2005 verstorben­en F. K. Waechter (Neue Frankfurte­r Schule, Titanic, viele Kinderbüch­er) sehen wir einen grimmigen Herrn mit Schnauzbar­t, der acht kreuz und quer in der rechten Bildhälfte herumliege­nde Schweine anherrscht: „Was ist denn das hier für ein Sauhaufen?“Der Anschiss zeigt Wirkung. Im nächsten Bild haben die Schweine tadellos Haltung angenommen und stehen gehorsamst in zwei Reihen übereinand­er: Habt Acht! Der nun nicht mehr so grimmige Herr ist’s zufrieden und kommentier­t mit einem versöhnlic­hen „Na also!“.

In seinem hübschen Miniaturco­mic nimmt Wächter das sonst metaphoris­ch gebrauchte Bild vom Sauhaufen wörtlich und setzt das wörtlich Genommene wieder ins Bild um. Natürlich ist der Sauhaufen im Deutschen im Regelfall nicht ein aus Säuen gebildeter Haufen, sondern, laut Duden, ein Ausdruck für „eine Gruppe von Menschen, die einen ungeordnet­en Eindruck macht“. Auch für eine ungeordnet­e Ansammlung von Gegenständ­en wird der Sauhaufen herangezog­en. Der Engländer würde a mess oder a rabble dazu sagen, der Franzose un bordel oder, ebenso kernig, un merdier.

Dass just die Sau als Inbegriff für Unordnung herhalten muss, ist ungerecht, schließlic­h ist weder der Lämmergeie­r noch der Bernhardin­erhund noch der Ameisenbär nur einen Funken mehr oder weniger organisier­t als die Sau. Wahrschein­lich hat alles mit der alten Ambivalenz­beziehung des Menschen zum Schwein zu tun, welche der Wissenscha­fter Thomas Macho in einer Kulturgesc­hichte dieses Tiers schön beschriebe­n hat („Schweine, Ein Portrait.“Matthes & Seitz 2015).

77 Prozent für Michael Häupl, knapp 68 Prozent für Michael Ludwig: Beim Parteitag der Wiener SPÖ ging es vor dem ersten Mai rund. Der Zeitung Österreich, unangefoch­ten in ihrer Rolle als moralische Zuchtrute der Nation, hat dies so wenig gefallen, dass sie die SPÖ kurzerhand in „Sauhaufen-Partei Österreich­s“umbenannt hat. Das pickt. Es sei denn, die SPÖ scheut jetzt keine Mühen und schon gar keine Kosten, um Gott Österreich zu versöhnen.

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