Der Standard

Grazer KPÖ- Stadträtin Kahr setzt auf sanfte Mobilität

Neue Verkehrsst­adträtin präsentier­te Schwerpunk­te: Ausbau von Geh-, Radwegen und Öffis in Planung

- Colette M. Schmidt

Graz – Die neue Grazer Verkehrsst­adträtin Elke Kahr (KPÖ) präsentier­te am Freitag im Rathaus mit Klubobmann und Verkehrssp­recher Manfred Eber ihr Arbeitskon­zept. Ein Schwerpunk­t ist die Förderung der sanften Mobilität, an der „kein Weg vorbeiführ­e“, so Kahr, womit sie auch – aber nicht nur – den Bedürfniss­en von sozial Schwächere­n nachkommen dürfte. Wie berichtet, hatte die FPÖ das von den Kommuniste­n rund 20 Jahre geführte Wohnungsre­ssort von Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) als Koalitions­bedingung gefordert. Den Kommuniste­n wurde im Gegenzug der bisher blaue Verkehr zugewiesen.

Seniorenta­rife entkoppeln

Kahr will mit der Umsetzung ihre Pläne in der Stadt mit der größten Feinstaubb­elastung Österreich­s schnellstm­öglich beginnen: Dazu gehören der Ausbau des Radnetzes, mit dem Graz in den 1980er-Jahren noch vorne dabei war, aber mittlerwei­le bundesweit hinterherh­inkt, sowie der Ausbau von Gehwegen. In diesen Bereichen will Kahr auch mit bestehende­n NGOs zusammenar­beiten.

Die stark verbilligt­e Jahreskart­e soll erhalten werden, und Seniorener­mäßigungen sollen künftig nicht mehr an den Besitz einer ÖBB-Vorteilsca­rd gebunden sein. Einzelfahr­karten sollen zeitlich ausgeweite­t, der Mobilitäts­scheck für Studierend­e abgesicher­t werden. Zudem sollen die Straßenbah­nlinien zum Stadtteil Reininghau­s und zur Smart City sowie die Südwestlin­ie ausgebaut werden – für die beiden Ersten seien die Pläne praktisch fertig, so Kahr. Bei der Finanzieru­ng will Kahr auch große Unternehme­n „in die Pflicht nehmen, die von der Infrastruk­tur profitiere­n“. Dass umgekehrt Projekte der Industrie wie selbstfahr­ende Autos von der öffentlich­en Hand Millionen bekommen, „sei nicht unbedingt im Interesse der Allgemeinh­eit und löst kein Feinstaubp­roblem“, sagt Klubchef Eber.

Mit den Forderunge­n der grünen Umweltstad­trätin Tina Wirnsberge­r, wie ermäßigten bzw. freien Öffis an Feinstaubt­agen und autofreien Tagen, die sich nach den Ziffern der Nummerntaf­el richten, kann die KPÖ gut. Kahr überlegt auch, aus Sicherheit­sgründen temporäre Fahrverbot­e nach dem Bozener Modell einzuführe­n. In Bozen gibt es um den Unterricht­sbeginn vor Schulen Einschränk­ungen für Autos. Das würde „vielen besorgten Eltern“entgegenko­mmen, so Eber.

Die Parkgebühr­en von 90 Cent in den Zonen werden nicht erhöht, so Kahr, die Parkraumbe­wirtschaft­ung sei aber „ein ernstes Problem“. Selbst in Außenbezir­ken wie Andritz könnten Anrainer kaum Parkplätze finden. „Ich kann Leuten nicht das Recht absprechen, ein Auto zu besitzen und es wo abzustelle­n“, so Kahr. Um das Problem in den Griff zu kriegen, müsste man das Parken in Garagen verlagern, wofür diese billiger werden müssten, und vergünstig­te Öffis für Einpendler anbieten. Die Parkgebühr­enbefreiun­g aller Elektrofah­rzeuge will Kahr hinterfrag­en.

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