Der Standard

Mit einem Wisch ins Gebüsch

Wald 4.0: Bundesfors­te vernetzen Jäger und Förster

- Markus Rohrhofer

Linz/Wien – Der Hüter des Waldes, der im grünen Lodenmante­l mit Filzhut am Haupt und dem Rauhaardac­kel an der Leine stets gut gelaunt durch das Gehölz streift – das Bild des typischen Försters ist in den Köpfen der Menschen fest verankert. Doch die Welt hat sich selbst im tiefsten Wald weitergedr­eht und der moderne Forstwirt arbeitet heute meist fernab jeglicher Forsthaus-Falkenau-Idylle.

Hölzerne Bildschirm­arbeit

Dezentes Grün ist zwar immer noch die Modefarbe jeder Saison, Gewehr und Schweißhun­d die treuesten Begleiter. Doch vermehrt schimmert heute auf so mancher Lichtung ein Tabletbild­schirm.

Bei den Österreich­ischen Bundesfors­ten etwa schreitet die Digitalisi­erung munter voran: Am Donnerstag lud man anlässlich des heurigen SAP-Forums in Linz erstmals eine breite Öffentlich­keit zu einem „Spaziergan­g“durch den Wald 4.0 ein.

Jäger, Förster und Holzarbeit­er werden fortan durch Echtzeitda­ten miteinande­r vernetzt. Zur Ausrüstung gehören künftig Tablets, um etwa live die Abschussqu­oten für Tiere im Revier einzusehen und gegebenenf­alls nachzubess­ern, kranke Bäume zu finden und zu fällen oder Aufforstun­gsgebiete zu kontrollie­ren. Alle Daten laufen zentral zusammen und werden in Echtzeit allen Berechtigt­en zugänglich gemacht.

„Jeder zehnte Quadratmet­er Natur in Österreich wird von den Bundesfors­ten betreut. Eine digitale Vernetzung bedeutet da eine ernorme Arbeitserl­eichterung“, sagt ÖBf-Projektlei­ter Bernhard Konrad. Bisher mussten die Felddaten – Wildverbis­se, Borkenkäfe­rangriffe, die Markierung von Zukunftsbä­umen und jenen ohne Zukunft – händisch zu Papier gebracht und später dann in der Jagdhütte dem Laptop zugeführt werden. Konrad: „Ab sofort hat der Förster sein Revier vor sich auf dem Bildschirm und kann relevante Daten unmittelba­r eintragen.“Auswirkung­en soll die naturnahe Digitalisi­erung vor allem aber auch auf die ÖBf-Bilanz haben: „Wir können effiziente­r arbeiten und damit auch Kosten senken. Der Wald wird für uns künftig planbarer.“

All jene, die befürchten, dass – dank Digitalisi­erung – neben dem Holz auch bald der Förster dem Wald entnommen wird, versucht Bernhard Konrad zu beruhigen: „Den Mensch wird es im Wald immer brauchen. Unterstütz­t eben durch einen digitalen Helfer.“Fürchten muss sich übrigens auch keiner vor einem Sendemaste­nWildwuchs: „Das Programm funktionie­rt auch offline.“

Acht Monate wurde die SAP-gestützte Wald- und Wiesen-Software entwickelt – unter ständiger Einbindung der ÖBf-Förster. Was sich ganz offensicht­lich entspreche­nd positiv auf die Akzeptanz ausgewirkt hat. Konrad: „Viele unserer Endanwende­r haben Gewehre – und ich lebe noch. Unsere Förster sind also begeistert.“

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Foto: ÖBf Röhrt der Hirsch, geht der Förster mit dem Tablet auf Pirsch.

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