Mit einem Wisch ins Gebüsch
Wald 4.0: Bundesforste vernetzen Jäger und Förster
Linz/Wien – Der Hüter des Waldes, der im grünen Lodenmantel mit Filzhut am Haupt und dem Rauhaardackel an der Leine stets gut gelaunt durch das Gehölz streift – das Bild des typischen Försters ist in den Köpfen der Menschen fest verankert. Doch die Welt hat sich selbst im tiefsten Wald weitergedreht und der moderne Forstwirt arbeitet heute meist fernab jeglicher Forsthaus-Falkenau-Idylle.
Hölzerne Bildschirmarbeit
Dezentes Grün ist zwar immer noch die Modefarbe jeder Saison, Gewehr und Schweißhund die treuesten Begleiter. Doch vermehrt schimmert heute auf so mancher Lichtung ein Tabletbildschirm.
Bei den Österreichischen Bundesforsten etwa schreitet die Digitalisierung munter voran: Am Donnerstag lud man anlässlich des heurigen SAP-Forums in Linz erstmals eine breite Öffentlichkeit zu einem „Spaziergang“durch den Wald 4.0 ein.
Jäger, Förster und Holzarbeiter werden fortan durch Echtzeitdaten miteinander vernetzt. Zur Ausrüstung gehören künftig Tablets, um etwa live die Abschussquoten für Tiere im Revier einzusehen und gegebenenfalls nachzubessern, kranke Bäume zu finden und zu fällen oder Aufforstungsgebiete zu kontrollieren. Alle Daten laufen zentral zusammen und werden in Echtzeit allen Berechtigten zugänglich gemacht.
„Jeder zehnte Quadratmeter Natur in Österreich wird von den Bundesforsten betreut. Eine digitale Vernetzung bedeutet da eine ernorme Arbeitserleichterung“, sagt ÖBf-Projektleiter Bernhard Konrad. Bisher mussten die Felddaten – Wildverbisse, Borkenkäferangriffe, die Markierung von Zukunftsbäumen und jenen ohne Zukunft – händisch zu Papier gebracht und später dann in der Jagdhütte dem Laptop zugeführt werden. Konrad: „Ab sofort hat der Förster sein Revier vor sich auf dem Bildschirm und kann relevante Daten unmittelbar eintragen.“Auswirkungen soll die naturnahe Digitalisierung vor allem aber auch auf die ÖBf-Bilanz haben: „Wir können effizienter arbeiten und damit auch Kosten senken. Der Wald wird für uns künftig planbarer.“
All jene, die befürchten, dass – dank Digitalisierung – neben dem Holz auch bald der Förster dem Wald entnommen wird, versucht Bernhard Konrad zu beruhigen: „Den Mensch wird es im Wald immer brauchen. Unterstützt eben durch einen digitalen Helfer.“Fürchten muss sich übrigens auch keiner vor einem SendemastenWildwuchs: „Das Programm funktioniert auch offline.“
Acht Monate wurde die SAP-gestützte Wald- und Wiesen-Software entwickelt – unter ständiger Einbindung der ÖBf-Förster. Was sich ganz offensichtlich entsprechend positiv auf die Akzeptanz ausgewirkt hat. Konrad: „Viele unserer Endanwender haben Gewehre – und ich lebe noch. Unsere Förster sind also begeistert.“