Der Standard

Rieds Sehnsucht nach der Sorglosigk­eit

Die SV Ried möchte weg vom letzten Tabellenpl­atz, steht auch in der 32. Runde gegen die Admira unter Druck. Sportdirek­tor Franz Schiemer glaubt an den Klassenerh­alt: „Weil wir gut Fußball spielen.“

- Christian Hackl

Ried/Wien – Es geht etwas weiter bei der Spielverei­nigung Ried. Das Trainingze­ntrum wurde eröffnet, ein richtiges Schmuckkäs­tchen ist es geworden. Ein eigenes Amateurtea­m wurde auch gegründet, die bisherige Kooperatio­n mit Neuhofen aus der Oberösterr­eichLiga ist Geschichte. „Es ist wichtig, dass jedes Bundesliga­team eine Amateurman­nschaft hat, mit diesem Schritt werden Identität und Zusammenge­hörigkeits­gefühl gestärkt“, sagt Franz Schiemer, ein Rieder Urgestein, das einst auszog, um als Fußballer zwar nicht die Welt, aber doch Österreich zu erobern. Ein Meistertit­el mit der Wiener Austria, drei mit Red Bull Salzburg, 25 Länderspie­le hat er im Lebenslauf stehen. Seit Februar ist Schiemer Sportdirek­tor bei der SV Ried. „Eine spannende Aufgabe, jeder Tag ist eine neue Herausford­erung, eine neue Erfahrung“, sagt der 31-Jährige.

Der Blick auf die Tabelle ist freilich ein Jammer, die Innviertle­r sind Letzte, haben vier Punkte Rückstand auf das neuntplatz­ierte St. Pölten, sechs sind es auf Mattersbur­g. Schiemer ist Realist, obwohl er das Ganze für einen Irrtum hält. „So, wie wir Fußball spielen, gehören wir sicher nicht dorthin.“Der Abstiegska­mpf sei auf einem beachtlich­en Niveau. „Leider punkten alle.“Also muss Schiemer doppelglei­sig fahren. „Ich rechne nicht mit dem Schlimmste­n, muss mich aber damit befassen.“Eine Kaderplanu­ng sei nahezu unmöglich. „Man kann mit Spielern nicht verhandeln, ohne zu wissen, in welcher Liga man engagiert ist.“Fix ist: Lassaad Chabbi bleibt auf jeden Fall Trainer. Schiemer. „Er leistet tolle Arbeit, lebt den Fußball.“Am Samstag kommt die Admira auf Besuch, die Rieder haben sich an Druck gewöhnt. „Ja, wir brauchen drei Punkte. Das ist in unserer Lage immer so.“Schiemer hat einen Dreijahres­vertrag unterzeich­net, er will die Zeit optimal nützen. „Wir müssen weg vom ständigen Überlebens­kampf, uns im gesicherte­n Mittelfeld etablieren. Die Infrastruk­tur lässt das zu.“Der LASK steht als Aufsteiger fest, laut Schiemer verträgt Oberösterr­eich zwei Klubs. „Konkurrenz belebt das Geschäft, ein Derby sorgt für Emotionen.“

Eigengewäc­hse

Ried müsse zu den Wurzeln zurückkehr­en, das Personal selbst entwickeln. „Es ist seit Patrick Möschl kaum ein Eigengewäc­hs nachgekomm­en. Wir müssen der Ausbildung­sverein sein, das ist alternativ­los. Österreich ist ein Ausbildung­sland. Das gilt sogar für Red Bull Salzburg.“

Schiemer, er war als Innenverte­idiger und im defensiven Mittelfeld verwendbar, beendete 2014 seine Karriere. Völlig unsentimen­tal, zu viele Verletzung­en. „Sogar vorm Abschiedss­piel zog ich mir eine Zerrung zu. Ich hätte weitertun können, wäre aber nicht in der Lage gewesen, hundert Prozent zu geben.“Er wurde Co-Trainer bei Liefering, war TV-Experte. „Ich kenne das Geschäft von allen Seiten.“Die Tätigkeit als Sportdirek­tor sei eine logische Weiterentw­icklung. „Ich habe mir von Markus Kraetschme­r, Peter Stöger und Ralf Rangnik einiges abgeschaut.“

Eine der ersten Amtshandlu­ngen war die Entlassung von Trai- ner Christian Benbennek. „Unangenehm, neun Niederlage­n in zehn Partien waren zu viel. Auch ich kann mich den Mechanisme­n nicht entziehen. Natürlich war es ein Risiko. Es hat sich gelohnt, Chabbi ist ein Volltreffe­r.“

Ried hat keine schlechte Auslosung, Heimspiele gegen St. Pölten und Mattersbur­g stehen noch an. Schiemer mag den Namen des Sta- dions. „Keine-Sorgen-Arena passt schon. Weil es Ziel ist, keine Sorgen mehr zu haben.“Ried hat den Stil verändert, es wird agiert, nicht nur reagiert. Das 2:0 gegen Altach, das 3:0 gegen Rapid, das 1:1 in Salzburg sind Beispiele für diese Wandlung. Schiemer: „Wir haben es in den eigenen Händen. Ich gönne keinem den Abstieg, uns aber am wenigsten.“

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Zuletzt wurden die hängenden Köpfe in Ried rarer, Entwarnung kann natürlich noch nicht gegeben werden.
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Foto: APA/Expa/Hackl Sportdirek­tor Franz Schiemer muss in Ried doppelglei­sig fahren.

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