Parasit im Augapfel von Forellen manipuliert deren Verhalten
Saugwurm macht Fische zur leichten Beute von Vögeln
Moskau/Wien – Es ist immer wieder erstaunlich, welche komplexen und zugleich perfiden Überlebensstrategien Parasiten im Laufe der Evolution entwickelt haben: Man denke nur an jene Pilze, die Ameisen in willenlose Zombies verwandeln, oder an den einzelligen Parasiten Toxoplasma gondii.
Für den Erreger stellen Katzen zwar den Hauptwirt dar, er reift aber in anderen Tieren heran – wie zum Beispiel Mäusen. Damit er in den Darm von Katzen gelangt, sorgt Toxoplasma gondii bei den Mäusen für auffällige Verhaltensänderungen. Infizierte Mäuse etwa zeigen keine Furcht mehr, wenn sie Katzenurin riechen, und werden so zur leichten Beute.
Forscher um Michail Gopko (Severtsow-Institut in Moskau) fanden nun heraus, dass ein bereits bekannter Parasit bei Forellen zu ganz ähnlichen Verhaltensänderungen führt. Fische sind ebenfalls nur Zwischenstationen des fiesen Saugwurms namens Diplostomum pseudospathaceum: Hauptwirte sind große Vögel, über deren Verdauungstrakt die Eier des Parasiten ins Wasser gelangen, wo Schnecken der erste Zwischenwirt sind.
Bei den Forellen nisten sich die Larven des Saugwurms im Augapfel der Tiere ein, was zum gefürchteten „Wurmstar“führt. Unreife Parasiten sorgen aber auch dafür, dass sich die befallenen Forellen extrem vorsichtig verhalten, wie Gopkos Team vor zwei Jahren berichtete. In der neuen Studie im Fachblatt Behavioral Ecology and Sociobiology setzten sie ihre Tests mit infizierten Forellen fort, die diesmal reife Parasiten im Auge hatten. Nun zeigte sich das Gegenteil: Die Fische schwammen ohne große Angst direkt unter der Oberfläche und waren bei simulierten Vogelangriffen unvorsichtig.
Die Erklärung der Forscher: Unreife Parasiten verhindern, dass die Forellen gefressen werden, da dies auch ihren Tod bedeutet. Im ausgereiften Zustand wollen sie aber nichts dringender, als im Magen von Vögeln zu landen. (tasch)