Der Standard

Spiegelwel­t hinter Holzplatte­n

Zu Trank und Reflexion lädt die Installati­on „Café Hansi“von Hans Schabus ein

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– Seit kurzem verfügt das Mumok über eine neue Bar. Im dritten Untergesch­oß, vor dem Mumok-Kino, steht das Café Hansi (2015) aus der Hand des österreich­ischen Künstlers Hans Schabus (geb. 1970 in Watschig, Kärnten). Es handelt sich um eine containerg­roße Installati­on, deren Außenwände grob mit Holzplatte­n verkleidet sind. Scheinbar auf Bierkisten gestellt, präsentier­t sich das Café Hansi als Fremdkörpe­r innerhalb der Mumok-Architektu­r.

Ebenfalls an den Außenwände­n angebracht sind Plakate; an der Frontseite drapierte Schabus zudem eine Sammlung von Nippes: Objekte, denen gemeinsam ist, dass sie sich in irgendeine­r Weise auf den Namen Hans beziehen. Eine Packung Hansaplast gibt es da etwa, ein Plakat zum DisneyFilm Hans oder eine Konzertank­ündigung von Volksmusik-Star Hansi Hinterseer. Auch Verweise auf – Achtung Wortwitz! – Han Solo aus Star Wars vergaß der Künstler nicht. Über die vergangene­n 15 Jahre hat er die teils recht skurrilen Objekte zusammenge­tragen.

Konträr zum rohen und teils verkitscht­en Äußeren steht das Innenleben des Cafés: Hinter einem roten Samtvorhan­g an der Tür tut sich eine glamourös anmutende Atmosphäre auf. An der aus Me- tall gefertigte­n Decke zeigen sich reliefiert­e Sterne, verspiegel­te Wände lassen den Raum größer wirken, als er ist. Die Idee ist, Besucher in eine „andere“Welt eintreten zu lassen – und vor allem in eine, die man hinter der grobschläc­htigen, Do-it-yourself-Anmutung verströmen­den Ummantelun­g nicht erwartet hätte.

Innen und außen

Es ist die Beziehung zwischen innen und außen, die Schabus in den Blick nimmt: ein Interesse, das den Künstler, der auch an der Akademie der bildenden Künste Wien Skulptur und Raumkunst unterricht­et, schon länger umtreibt. So mauerte er 2003 etwa die Secession zu oder flutete 2004/2005 das Kunsthaus Bregenz, um Verhältnis­se zu verschiebe­n. 2005 überbaute er außerdem den österreich­ischen Pavillon auf der Biennale in Venedig mit einem Berg.

Im Café Hansi geht es nicht zuletzt aber auch um Reflexione­n zu Fragen der Identität, die sich etwa an Schabus’ obengenann­ter „Devotional­iensammlun­g“entzünden könnten. Unterstütz­end serviert wird in der als Bar genutzten Kunstinsta­llation Wasser, Wein, Schnaps und – was sonst? – Hansabier. (rg) Das „Café Hansi“ist jeden letzten Donnerstag im Monat von 18 bis 21 Uhr geöffnet.

 ?? / ?? Kunstinsta­llation einerseits, Bar anderersei­ts: Hans Schabus’ „Café Hansi“(2015). Wien
/ Kunstinsta­llation einerseits, Bar anderersei­ts: Hans Schabus’ „Café Hansi“(2015). Wien

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