Der Standard

KOPF DES TAGES

Steigbügel­halter für Trump im US-Kongress

- Gerald Schubert

Ursprüngli­ch hatte Donald Trump mit Tom MacArthur wohl keine allzu große Freude. Als kurz vor seiner Angelobung zum US-Präsidente­n das Repräsenta­ntenhaus über die Frage entschied, ob die Abschaffun­g des Gesundheit­ssystems Obamacare in Angriff genommen werden soll, war MacArthur einer von nur neun Republikan­ern, die mit Nein stimmten.

Die Gegner blieben damals in der Minderheit, der Gesetzgebu­ngsprozess wurde in Gang gesetzt. Und dann, vor der entscheide­nden Abstimmung am Donnerstag, hat ausgerechn­et MacArthur jenen Kompromiss­vorschlag eingebrach­t, der die entscheide­nden Stimmen gegen Obama- und für Trumpcare brachte.

Er wolle eine Brücke zwischen beiden republikan­ischen Lagern bauen, hatte MacArthur immer wieder erklärt. Also: Kostenredu­ktion einerseits, leistbare Grundverso­rgung auch für chronisch Kranke anderersei­ts. Dass MacArthurs Kompromiss die Möglichkei­t, bestimmte Leistungen aus der Grundverso­rgung zu streichen, einfach an die Bundesstaa­ten auslagert und dass Trumpcare bei der bevorstehe­nden Abstimmung im Senat nur wenige Chancen eingeräumt werden, tat der Begeisteru­ng des Prä- sidenten für die so beschaffte Mehrheit keinen Abbruch.

Im Versicheru­ngsgeschäf­t kennt MacArthur sich aus. 30 Jahre lang arbeitete er in der Branche, diente sich vom kleinen Angestellt­en zum Chef einer Risikovers­icherung hoch. Aufgewachs­en ist er in Connecticu­t, später zog er nach New Jersey und wurde Bürgermeis­ter der 25.000-Seelen-Gemeinde Randolph.

2014 kandidiert­e er erstmals für das Repräsenta­ntenhaus und wurde prompt zum Abgeordnet­en gewählt. Fünf Millionen Dollar aus seinem Privatverm­ögen soll er in den Wahlkampf investiert haben. Der 56Jährige und seine Frau Debbie haben zwei erwachsene Kinder. Eine weitere Tochter starb im Alter von elf Jahren. Zum Gedenken an sie errichtete das Ehepaar eine Stiftung, die sich unter anderem für die Bekämpfung von Aids einsetzt und Rollstühle für Behinderte finanziert.

MacArthur gehört auch zur sogenannte­n Tuesday Group, einer Plattform gemäßigter Republikan­er, die die radikal Konservati­ven in der Partei etwas bremsen wollen. Im Wahlkampf aber hat er Trump unterstütz­t. Und seit Donnerstag hat er bei diesem wohl einen größeren Stein im Brett als bei so manchem Mitglied seiner Dienstagsr­unde.

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Foto: Reuters Tom MacArthur sicherte die Mehrheit für Trumpcare.

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