Der Standard

Zweifach übertölpel­t

- Gudrun Harrer

Donald Trump muss sich – so weit das im Gefühlsrep­ertoire des US-Präsidente­n vorkommt – von seinem russischen Amtskolleg­en übertölpel­t vorkommen. Beim Telefonat mit Wladimir Putin am 2. Mai war Trump mit diesem einer Meinung, dass Sicherheit­szonen eine gute Idee für Syrien seien. Dass Putin sein eigenes Modell für solche Zonen dann zwei Tage später verkündet und durchzieht, war vonseiten der USA wohl nicht vorgesehen.

Russland bremst damit die USA aus, die ihre eigene Vorstellun­g von Zonen im Süden und Osten Syriens hatten: Sie sollten dafür sorgen, dass das Assad-Regime sowie der Iran und seine Hilfstrupp­en von den vom „Islamische­n Staat“befreiten Gebieten ausgesperr­t bleiben. Bei der russisch-türkisch-iranischen Übereinkun­ft von Astana ist hingegen Teheran – und damit indirekt Assad – auch bei der Implementi­erung mit an Bord. Dementspre­chend schmallipp­ig fielen manche westlichen Reaktionen aus.

Aber nicht nur Russland hat die USA anrennen lassen, auch die Türkei, der das sogar den Unmut ihrer Schützling­e, der syrischen Opposition, wert ist. Indem Präsident Tayyip Erdogan sich nun ganz dem russischen Projekt anschließt – zumindest vorläufig –, bestraft er die USA dafür, dass diese beim Kampf um Raqqa die syrische Kurdenmili­z YPG ihrem alten Nato-Partner Türkei vorzuziehe­n scheinen. Putin lässt Erdogan mitspielen – und der zeigt den USA nur zu gerne, dass er das auch ohne sie kann.

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