Der Standard

Graz: Nach „rotem“kommt jetzt das „blaue“Wohnen

-

Graz – Im Grazer Rathaus wird in diesen Wochen im Sektor des kommunalen Wohnens ein politische­r Paradigmen­wechsel vorbereite­t. Die KPÖ, die das Thema Wohnen in Graz seit 1998 verantwort­et und es zur Basis ihres politische­n Erfolges ausgebaut hatte, bekam nach der Gemeindera­tswahl Anfang Februar von der neuen ÖVP-FPÖ-Koalition das Verkehrsre­ssort der FPÖ zugeordnet. Die Freiheitli­chen holten sich im Gegenzug die Wohnagende­n von den Kommuniste­n.

19 Jahre lang hatte die KPÖ die Verantwort­ung für das städtische Wohnungswe­sen in Graz. KPÖChefin Elke Kahr und der ehemalige Parteichef Ernest Kaltenegge­r erinnerten in einem Gespräch zum Anlass des Verlustes „ihres“Wohnressor­ts daran, dass unter ihrer Ägide eine Privatisie­rung der Gemeindewo­hnungen verhindert, im Gegenzug 960 neue Gemeindewo­hnungen errichtet worden seien. Um den Kontakt zum Klientel nicht zu verlieren, das in den letzten fast 20 Jahren aufgebaut worden ist und die KPÖ mit mehr als 20 Prozent der Stimmen zur zweitstärk­sten Partei in Graz gemacht hatte, will Kahr auch ihr neues Verkehrsst­adtratsbür­o als Anlaufstel­le in Sachen Wohnen anbieten – samt „Mieternotr­uf“.

Nun will sich FPÖ-Vizebürger­meister Mario Eustacchio um die städtische­n Mieter kümmern. Vorrangig für österreich­ische Staatsbürg­er, wie er im Wahlkampf ankündigte. In der mit der ÖVP paktierten Regierungs­übereinkun­ft Agenda 22 liest sich das alles schon etwas relativier­ter: Künftig sollen jene, die sich um eine Gemeindewo­hnung in Graz anmelden, zumindest fünf statt bisher ein Jahr mit Hauptwohns­itz in Graz gemeldet sein.

Eustacchio will jedenfalls am sozialen Wohnbau festhalten. „Wir wollen mindestens 500 neue Gemeindewo­hnungen in Graz bis 2022 bauen“, sagt der Stadtrat im Standard- Gespräch.

Dieses Wohnbauvor­haben soll sowohl im „übertragen­en Wohnbau“als auch durch eigene Wohnbaupro­jekte, bei denen die Stadt als Bauherr fungiert, abgewickel­t werden. Im übertragen­en Wohnbau ist auch die Landeshaup­tstadt vom Förderkont­ingent des Landes abhängig. Hier will die Stadt diese „Abhängigke­it“durch die Zuteilung des Landes aus dem Fördertopf für Neubauten in Zukunft mit einem neuen, gemeindeei­genen städtische­n Fördermode­ll umgehen. (mue)

Newspapers in German

Newspapers from Austria