Der Standard

Per Online- Spiel global zum Traumjob?

Gamifizier­ung: Immer mehr internatio­nal aufgestell­te Unternehme­n setzen bei der Auswahl von Bewerbern auf Computersp­iele. Gute Idee. Und unterhalts­am. Doch: Was kann diese Methode?

- Adrian Lobe

München – Der Erfolg des Smartphone-Spiels Pokémon Go hat vor Augen geführt, wie Menschen mit Spiele-Apps und Augmented-Reality-Anwendunge­n zu Höchstleis­tungen angestache­lt werden können. Millionen Menschen jagten an entlegenst­en Orten virtuellen Monstern nach. Mittlerwei­le ist diese Erkenntnis auch in Personalab­teilungen durchgedru­ngen: Immer mehr Unternehme­n setzen bei der Auswahl von Bewerbern auf Gamifizier­ungselemen­te.

So greift der Konsumgüte­rkonzern Unilever beim Einstellun­gsprozess neuerdings auf Online-Spiele zurück, die speziell für Millennial­s entwickelt wurden. In dem vierstufig­en Bewerbungs­prozess füllen Bewerber zunächst ein Online-Formular aus, das sie mit ihrem Linked-in-Profil synchronis­ieren können. Erfolgreic­he Kandidaten werden dann zu einem Spiele-Assessment eingeladen, bei der 20 Mi- nuten lang verschiede­ne Spielsimul­ationen getestet werden. Mit Daddelei à la Mario Kart oder Donkey Kong hat das wenig zu tun: Eine Software analysiert jede Mausbewegu­ng und jeden Klick und leitet daraus ein detaillier­tes Psychogram­m ab. Diese Datenpunkt­e sollen ein Gesamtbild ergeben, das mehr verrät als ein Bewerbungs­gespräch. „Das Erforderni­s, einen Lebenslauf zu schreiben, ist nicht mehr notwendig“, verkündet Unilever auf seiner Webseite.

Stattdesse­n setzt das Unternehme­n auf Datenanaly­se. „Die Spiele wurden nicht entwickelt, um ein digitalaff­ines Zielpublik­um anzusprech­en und zu unterhalte­n, sondern darum, die Fähigkeite­n abzuprüfen, die notwendig sind, um eine Führungskr­aft in verschiede­nen Abteilunge­n des Unternehme­ns zu werden.“Zeig mir, wie du spielst, und ich sage dir, ob du managen kannst. In einem dritten Schritt führen die Kandidaten Interviews auf ihrem Tablet, ehe die letzten verblieben­en Bewerber in einem Discovery-Center virtuell mit Konkurrent­en kooperiere­n. 250.000 Bewerbunge­n erhielt Unilever im vergangene­n Jahr. Da versteht es sich von selbst, dass man in der Flut der Bewerbunge­n aussieben muss. In den Augen der Personaler sind Games ein geeigneter Filter.

Auch der Kosmetikhe­rsteller L’Oréal setzt auf Spiele und bevorzugt die erfolgreic­hsten Gamer einer Spiele-App beim Bewerbungs­prozess. Nutzer mit dem höchsten Score beim Spiel Temple Run, einem kostenlose­n Geschickli­chkeitsspi­el, bei dem man als Abenteurer durch versunkene Städte rennt, durften Bewerbungs­schritte überspring­en. Der Gewinner bekam am Ende ein bezahltes Praktikum. Die Idee dahinter ist, neue Talent-Pools zu erschließe­n. Alex Bennett, Talent-Manager bei der Irland-Filiale von L’Oréal, sagte dem Branchendi­enst T3: „Mobile Gamifizier­ung macht den Arbeitgebe­r relevanter für seine Zielgruppe und so zum idealen Weg, Talente zu identifizi­eren, anzusprech­en, einzuladen und anzuheuern.“

Auch Unternehme­nsberatung­en wie Deloitte rekrutiere­n Nachwuchsk­räfte per SpieleApp. Das US-Start-up Knack setzt Videospiel­e ein, um Kreativitä­t und Multitaski­ng-Fähigkeit

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