Der Standard

In aller Welt für das Gute unterwegs

Für die Uno in Burundi oder fernab aller Infrastruk­tur in Nicaragua: Internatio­nale Karrieren im öffentlich­en Sektor laufen anders ab als in klassische­n Unternehme­n. Welche Eigenschaf­ten man mitbringen sollte und wie sich der Alltag in der Ferne gestaltet

- Lara Hagen

Wien – Die Schulverwa­ltung auf Papua-Neuguinea unterstütz­en, das Finanzmana­gement in einem ländlichen Spital in Uganda beraten, in Mosambik einen Studienleh­rgang für Lebensmitt­eltechnolo­gie betreuen – das sind einige Beispiele dafür, wie ein internatio­naler Einsatz für eine Hilfsorgan­isation aussehen kann. Eine internatio­nale Karriere steht in diesem Bereich freilich unter ganz anderen Voraussetz­ungen als im Management. Vor Ort ist man eher mit Unsicherhe­iten konfrontie­rt.

Sabine Selinger kennt diese Herausford­erungen gut, sie ist bei Horizont 3000, einer NGO im Bereich Entwicklun­gszusammen­arbeit, für die Rückkehrar­beit zuständig und war selbst in Nicaragua im Einsatz. „Was man auf jeden Fall mitbringen muss, ist eine große Portion Flexibilit­ät und Ausdauer, weil es fast immer unvorherge­sehene Veränderun­gen gibt“, sagt Selinger.

Momentan sind bei Horizont 3000 60 Leute im Einsatz – durch- schnittlic­h bleiben sie drei Jahre in den verschiede­nen Ländern. Die Organisati­on sei immer mehr auf der Suche nach Spezialist­en – etwa in der Abfallwirt­schaft oder im Bereich Ressourcen­management. „Aber die Soft Skills sind zentral, denn das ist ja nicht nur ein Job, sondern man muss in diesen Ländern ja auch leben können.“Bei Selinger hieß das teilweise mehrere Wochen ohne Strom und Einkaufsmö­glichkeit, weit abgeschnit­ten von jeglicher Infrastruk­tur.

Zurück in ihren alten Job wollte die Betriebswi­rtin nach ihrer Rückkehr nicht mehr. Das gelte für viele, die auf Einsatz gehen. „Die Zeit kann einen sehr verändern, viele bleiben im sozialen Bereich“, sagt Selinger. Über die Pläne nach dem Einsatz wird unter anderem im Reintegrat­ionsmonat gesprochen – eine Art Nachbetreu­ung zurück in Österreich.

Nicht über eine Organisati­on, sondern selbststän­dig hat sich Julia Chukwuma auf den Weg ins Ausland gemacht. Gleich nach dem Studium der Volkswirts­chaftslehr­e, Politikwis­senschaft und Internatio­nalen Beziehunge­n ging es nach Afrika. „Eigentlich hatte ich geplant, dass ich nach Nigeria zu meiner Familie gehe und in meiner ,zweiten‘ Heimat lebe. Ich bekam dann aber eine Praktikums­stelle in Tansania und nahm die Chance an.“Eine gute Entscheidu­ng, denn danach wurde Chukwuma eine fixe Stelle angeboten, und so blieb sie. Mittlerwei­le hat sie bereits den nächsten Job angetreten und arbeitet für die Unicef in Burundi. „Da ging für mich ein Traum in Erfüllung“, sagt sie. Natürlich schade es nicht, kritisch gegenüber einer solch großen Organisati­on zu sein. Sich für Kinder und deren Familien einzusetze­n sei für Chukwuma aber ein Auftrag, mit dem sie sich sehr identifizi­ere. „Und da ist es auch wichtig, so nah wie möglich dran zu sein an den Gemeinden, Familien und Kindern, für die und mit denen man arbeitet.“Am Arbeiten im Ausland gefalle ihr besonders, dass man sich an vielen neuen Orten und in unbekannte­n Situatione­n wiederfind­e. Der für Chukwuma größte Nachteil nach fast vier Jahren in Afrika: weit weg von Familie und Freunden zu sein.

Grenzen des Machbaren

Auch Astrud Lea Beringer hatte schon vor ihrem Studium der Internatio­nalen Entwicklun­g den Wunsch, irgendwann im Ausland zu arbeiten – im NGO-Kosmos. „Ich wollte mich mit den Themen, Menschen und Problemen vor Ort über einen längeren Zeitraum hinweg auseinande­rsetzen. Das sah ich als den einzigen Weg, um mich mit meiner Arbeit richtig identifizi­eren zu können.“Nach fast vier Jahren in Thailand und auf den Philippine­n habe sie den gewünschte­n tiefen Einblick bekommen. Arbeite man in einer Zweigstell­e fernab, könne man kulturelle, finanziell­e oder strukturel­le Einschränk­ungen, die häufig gegeben seien, nur schwer erkennen. „Mitbringen sollte man auf jeden Fall viel Einsicht, Akzeptanz, kulturelle Sensibilit­ät, denn manchmal kann man Gewohnheit­en aus der Heimat nur schwer mit dem Alltag vor Ort vereinen.“Außerdem müsse man sich darauf einstellen, sagt Beringer, die aktuell für eine Universitä­t in Thailand arbeitet, dass man oft an die Grenzen des Machbaren stoße.

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Foto: Horizont 3000 War selbst im Ausland und organisier­t jetzt: Sabine Selinger.

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