Der Standard

Mehrheit gegen Neuwahlen

Obwohl die Koalitions­parteien einander seit Monaten in einer Art Wahlkampfm­odus begegnen, wollen die Bürger nichts von vorgezogen­en Wahlen wissen. Würde vorzeitig gewählt, so würde das FPÖ und SPÖ nützen, das Team Stronach flöge aus dem Nationalra­t.

- Conrad Seidl

In einer Umfrage sprechen sich 52 Prozent der Befragten gegen vorgezogen­e Nationalra­tswahlen aus und wollen am Termin im Herbst 2018 festhalten.

Linz – Zwei Drittel der Österreich­er wünschen sich, dass zu fixen Zeitpunkte­n gewählt wird. Das ergibt eine Market-Umfrage für den Standard. Market fragte: „So ganz allgemein: Man wird ja immer wieder aufgerufen, wählen zu gehen. Dazu gibt es zwei Meinungen: Die einen sagen, es ist gut, wenn möglichst oft gewählt wird – da kommen die Bürger oft zu Wort, Politiker können rasch abgewählt werden. Die anderen sagen: Wahlen sollten auf bestimmte fixe Termine gelegt werden – da können die Politiker in festen Perioden zeigen, was sie leisten können. Was meinen Sie?“

Darauf schlossen sich nur 26 Prozent der ersten Meinung an, während 66 Prozent erklärten, dass Wahlen nur zu bestimmten fixen Terminen abgehalten werden sollten. Allerdings sind erklärte Anhänger der Freiheitli­chen sowie Befragte unter 30 Jahren in höherem Maße dafür, dass öfter gewählt wird.

„Je älter die Befragten sind, desto wahrschein­licher ist es, dass sie für fixe Wahltermin­e sind“, sagt Market-Institutsl­eiter David Pfarrhofer. Das könne man auch bei der zweiten Frage feststelle­n. Sie lautete: „Der nächste Termin für Nationalra­tswahlen ist erst in eineinhalb Jahren, im Herbst 2018. Jetzt wird ja oft darüber geredet, dass es vielleicht früher Neuwahlen geben sollte. Was meinen Sie: Sollte die derzeitige Koalition bis Herbst 2018 weiter- arbeiten, oder sollte möglichst rasch neu gewählt werden?“

In dieser Fragestell­ung sprachen sich 52 Prozent für den regulären Wahltermin aus, nur 35 Prozent wünschen sich Neuwahlen, der Rest ist unentschie­den. Auffallend ist auch hier, dass nicht nur die erklärten Anhänger der Regierungs­parteien, sondern auch die Grünen- und Neos-Wähler für ein Weiterarbe­iten der derzeitige­n Regierung sind.

Bei der Sonntagsfr­age („Angenommen, kommenden Sonntag wären Nationalra­tswahlen, welcher Partei würden Sie bei einer Nationalra­tswahl Ihre Stimme geben?“) liegt die FPÖ in den Rohdaten deutlich vorne, hochgerech­net ergibt sich folgendes Bild:

Die FPÖ würde mit rund 29 Prozent wahrschein­lich die stärkste Partei, ihren Parteichef HeinzChris­tian Strache wünschen sich aber nur 18 Prozent als Kanzler.

Die Kanzlerpar­tei SPÖ liegt mit 28 Prozent etwa gleichauf – „der deutliche Vorsprung, den die Freiheitli­chen über viele Monate hatten, ist in diesem Frühjahr abgeschmol­zen“, sagt Pfarrhofer. Kanzler Christian Kern würde in einer Direktwahl mehr als doppelt so viele Stimmen bekommen wie Strache, nämlich 40 Prozent.

Die ÖVP ist mit 21 Prozent auf dem dritten Platz, Parteichef Reinhold Mitterlehn­er kommt in der theoretisc­hen Kanzlerfra­ge auf zwölf Prozent.

Die Grünen sind seit dem Herbst vergangene­n Jahres unter ihrem Wahlergebn­is von 2013, derzeit erreichen sie elf Prozent. Ihre Parteichef­in Eva Glawischni­g wünschen sich nur vier Prozent im Bundeskanz­leramt.

Neos- Chef Matthias Strolz dagegen kann in der Kanzlerfra­ge sieben Prozent für sich gewinnen – ebenso hoch ist der hochgerech­nete Wählerante­il seiner Partei.

Das Team Stronach ist mit einem Prozent weit von Mandatsrän­gen entfernt, Teamchef Robert Lugar in der Kanzlerfra­ge unter einem Prozent.

Drei Prozent der Stimmen gingen wohl an andere Kleinparte­ien.

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