Mauthausen- Gedenken: Kritik aus Polen
Österreich „behindere“Gedenkarbeit
Mauthausen– „Auch wenn viele glauben, sie könnten nur im Hier und Jetzt leben, ohne Blick auf die Vergangenheit und Zukunft, so bin ich überzeugt, dass wir aus den Fehlern der Menschen für das Morgen lernen müssen. Denn in einer Zeit, in der die Rufe nach einem ‚starken Führer‘ immer lauter werden, heißt es zusammenhalten – mehr als je zuvor.“Florian Rücker spricht mit fester Stimme. Seine Augen fixieren das Auditorium – Bundeskanzler Christian Kern (SP), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (VP) und vor allem elf betagte Männer, die eines gemeinsam haben: Sie haben die NS-Gräuel im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen überlebt.
Im Anschluss an die offizielle Gedenkfeier, an der am Sonntag unter dem Motto „Internationalität verbindet“7000 Menschen teilgenommen haben, gaben Schüler im Rahmen des Projekts „Wir sind die nächste Generation“den Überlebenden das berührende Versprechen, das „Nie wieder“weiterzutragen. „Die jungen Menschen wollen eines deutlich machen: Wir haben es verstanden, wir übernehmen Verantwortung“, erläutert Gedenkstätten-Leiterin Barbara Glück im Standard- Gespräch.
In die heurigen Gedenkfeierlichkeiten mischten sich aber auch kritische Stimmen. So warf die polnische Vize-Kulturministerin Magdalena Gawin Österreich vor, das Engagement Polens und der Einwohner von Gusen, die Reste des Nebenlagers des Konzentrationslagers Mauthausen zu erhalten, zu „behindern“. Hintergrund ist ein von Polen gewünschtes Bildungszentrum auf dem ehemaligen Lagerareal. Österreichische Behörden berufen sich darauf, dass der Bereich im privaten Eigentum stehe. (mro)