Der Standard

„Schleichen­d“teurere Arzneien

Neos kritisiere­n steigende Kosten für Patienten

- Marie-Theres Egyed

Wien – Zumindest dieser Vorgang ist österreich­weit gleich: Der Patient erhält von seinem Arzt ein Rezept für seine Medikament­e, in der Apotheke zahlt er dann 5,85 Euro Rezeptgebü­hr pro verschrieb­ene Arznei – Ausnahme: Das Medikament kostet weniger als diese Pauschale. Die Krankenkas­sen zahlen die Differenz zwischen Rezeptgebü­hr und dem tatsächlic­hen Preis der Arznei, die Patienten wissen meist überhaupt nicht, wie viel Medikament­e wirklich kosten.

Chronisch kranke Menschen oder auch Menschen mit einem niedrigen Einkommen können auch von der Gebühr befreit werden, doch hier gibt es große regionale Unterschie­de. Das hat eine parlamenta­rische Anfrage von Gerald Loacker, Gesundheit­ssprecher der Neos, ergeben. Während in Wien die Zahl der Rezeptgebü­hrenbefrei­ungen zwischen 2010 und 2015 um sechs Prozent gesunken ist, verzeichne­ten die Steiermark, Tirol und das Burgenland einen Anstieg von fünf beziehungs­weise sieben Prozent.

Warum ausgerechn­et in Wien, wo es die meisten Mindestsic­herungsbez­ieher gibt, ein Rückgang festgestel­lt wird, kann sich Loacker nicht erklären. Wie viele Anträge von chronisch Kranken vorliegen und wie dabei die Bewilligun­gspraxis in den einzelnen Bundesländ­ern aussieht, darüber gibt es keine Informatio­nen, kritisiert der pinke Abgeordnet­e im STANDARD- Gespräch. Denn nur bei meldepflic­htigen Krankheite­n erfolgt die Befreiung automatisc­h.

Kritisch betrachtet Loacker auch, dass die Rezeptgebü­hrenbefrei­ung nicht für jene Arzneien gilt, die weniger als 5,85 Euro kosten. Denn bei Personen mit niedrigen Einkommen wird die Summe aller Medikament­e mit Rezeptgebü­hren herangezog­en, nicht aber jene, die weniger kosten. Richtwert ist das Jahresnett­oeinkommen. Für die Neos ist das eine Verzerrung, denn damit werde die Obergrenze langsamer erreicht.

Außerdem wurde die Rezeptgebü­hr nicht an die Inflation angepasst, sondern steigt schneller. Gleichzeit­ig ist die Anzahl der Arzneimitt­el, die günstiger als die Rezeptgebü­hr sind, gestiegen. Loackers Erklärung dazu: „Die Krankenkas­sen lagern die Kosten an die Patienten aus“, denn die Spanne zwischen dem tatsächlic­hen Medikament­enpreis und der Rezeptgebü­hr werde größer.

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