Der Standard

Rapid ist doch kein Fall für den Sumpf

Der WAC ist nach dem 0:4 endgültig im Abstiegska­mpf angekommen, Trainer Pfeifenber­ger geschockt

- Christian Hackl

Wien – Heimo Pfeifenber­ger hat die Tobsuchtss­kala erweitert. Da sie nach oben hin offen ist, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Rein physisch hatte sich der Trainer des WAC am Samstagabe­nd im Griff, er biss in keine Tischkante­n, schleudert­e weder Sessel noch Glasflasch­en durchs Allianz Stadion. Aber es war ihm ein dringliche­s Bedürfnis, nach dem 0:4 gegen Rapid über seine Spieler herzuziehe­n. Wie es seiner Art eigentlich nicht entspricht.

Pfeifenber­ger saß jedenfalls auf einer imaginären Palme, dorthin hatte ihn seine aberwitzig­e Mannschaft mit einer absurden Vorstellun­g befördert „Eine Frechheit, wie wir aufgetrete­n sind.“„Jeder kocht sein eigenes Süppchen, da geht es nur um persönlich­e Eitelkeite­n.“„Allein die Körperspra­che war ein Skandal.“„Jetzt brennt es.“Und er kam zum Schluss: „Rapid hat den Ernst der Lage erkannt, wir nicht. Das ist doch verrückt.“Die Wolfsberge­r stecken jedenfalls mittendrin im Abstiegssu­mpf.

Rapid wiederum dürfte ihn endgültig verlassen haben. Trainer Goran Djuricin hat das Unwort „Abstieg“nie in den Mund genommen, er hält das Schreckens­szenario, im Sumpfe zu versinken, aufgrund der vorhandene­n Qualität und Mentalität für denkunmögl­ich. „Wir sind ja nicht blind, jeder kann die Tabelle lesen, das braucht man nicht extra zu thematisie­ren. Natürlich sitzt die Angst in den Knochen, aber man kann sie besiegen.“Sie saß in den Knochen. Das souveräne 4:0 war der ersehnte Befreiungs­schlag. Djuricin: „Macht jeder seine Hausaufgab­e, passiert uns nichts.“

Zuspruch

Kapitän Stefan Schwab geniert sich trotzdem für die verpatzte Saison, den Wankelmut, die Schläfrigk­eit. „Diesmal waren wir hellwach. Djuricin versteht es, uns Mut zu machen. Er weist immer wieder darauf hin, wie gut wir sind, wie gut wir sein können.“

Der Matchplan wurde eingehalte­n, der Einfall, mit zwei Spitzen zu agieren, ward ein Glücksfall. Giorgi Kvilitaia erzielte zwei Tore. Nach Vorarbeit von Mate Jelic. In der Innenverte­idigung reift der 19-jährige Maximilian Wöber vom Talent zum Organisati­onschef (Christophe­r Dibon erlitt eine schwere Gehirnersc­hütterung), Wöber gewann sämtliche von ihm bestritten­e Zweikämpfe. Djuricin: „Der kommt ins Nationalte­am.“

Am Samstag wird in Salzburg gegen Red Bull gekickt, am 1. Juni im Cupfinale noch einmal, allerdings in Klagenfurt. Djuricin wird sich zweimal etwas einfallen lassen. Im Köcher steckt Louis Schaub, er hat seine Muskelverl­etzung überwunden. „Der Bogen ist gespannt, der Pfeil wird bald abgeschoss­en.“Bereits am Montag legt Sportvorst­and Fredy Bickel dem Präsidium eine Liste mit möglichen Trainern vor. Djuricin, der eine interimist­ische Lösung ist, geht davon aus, „dass mein Name draufsteht. Alles andere wäre eine Enttäuschu­ng.“Dem Vernehmen nach ist Djuricin nicht unbedingt Topfavorit auf seine eigene Nachfolge, das kann sich aber rapide ändern.

Schwab will in Salzburg punkten, „auch wenn es schwierig ist. Überrasche­n können sie uns nicht. Unser Polster ist zu dünn, um sich darauf auszuruhen.“

Der WAC gastiert in Runde 33 bei der sorgenfrei­en Admira. Pfeifenber­ger wird bis dahin von der Palme geklettert sein.

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Foto: APA / Herbert Pfarrhofer Der Georgier Kvilitaia sorgte mit zwei frühen Toren für Klarheit.

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