Die Hölle vor der Haustüre
Ein ehemaliger Häftling des KZ Ebensee erzählte im ersten Teil der dreiteiligen Reihe Mauthausen vor der Tür auf ORF III am Samstag, wie er auf dem Weg von der Zwangsarbeitsstätte zum KZ jeden Tag an kleinen, weißen Häusern vorbeikam und sich vorstellte, was in den Häusern, von denen er und seine Hölle durch Stacheldraht getrennt waren, passierte. Er träumte etwa von Müttern und Kindern, bevor er wieder von seinen Bewachern aus den kurzen Träumen gerissen wurde.
Auch eines der imaginierten Kinder kommt zu Wort: ein Zeitzeuge, heute ein alter Mann, der sich an das grausame Stöhnen erinnert, das täglich von den geschundenen Menschen hinter dem Stacheldraht zu ihm drang. Und an die Toten, die man vorbeitrug. Es ist eine durch Filmschnitt entstandene, berührende Gegenüberstellung zweier Menschen, die durch Ort und Zeit irgendwie verbunden waren.
Das Hauptthema des Films von Sabrina Peer und Ernst Pohn ist aber die Ausbeutung von Häftlingen für den Ausbau der NS-Waffenindustrie. Dabei kommen neben Zeitzeugen auch Experten wie der Historiker Bertrand Perz zu Wort. Rund 40 Nebenlager hatte das Lagersystem von Mauthausen, der Schrecken war etwa in Gusen, Ebensee, Steyr, Melk oder St. Valentin vor der Tür.
Wer glaubt, man brauche solche Dokus 72 Jahre nach der Befreiung nicht mehr, sei an die FPÖ-nahe Aula erinnert, die erst 2015 befreite KZ-Häftlinge als „Belästigung“und „Landplage“für die Bevölkerung beschrieb. Eine der Personen, die dagegen erfolgreich vor Gericht zogen, war die Tochter des verstorbenen Publizisten Leon Zelman. Er war der Mann, der von Müttern und Kindern in den weißen Häusern träumte. pderStandard. at/TV-Tagebuch