Was Angela Merkel im Intercity ganz toll fand
Sie kennen mich!“, hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel im Wahlkampf 2013 den Deutschen erklärt. Jetzt ist sie schon zwölf Jahre an der Spitze der deutschen Regierung, aber wer das Merkel-Lexikon des deutschen Journalisten Andreas Rinke in die Hand nimmt, merkt: Es gibt noch einiges zu entdecken an der mächtigsten Frau der Welt.
Wissenswertes, aber auch Skurriles hat Rinke in Form eines Lexikons zusammengetragen. Es beginnt mit A wie Abschottung, und da sind wir gleich mittendrin im wichtigsten Thema ihrer Kanzlerschaft, der Flüchtlingskrise. Grenzen dicht, samt Abschottung Deutschlands, das wollte sie nicht.
Das Buch endet mit Z wie Zwei-WortPolitik. An dieser Stelle wird auf eine weniger bekannte Vorliebe Merkels verwiesen: gegensätzliche Begriffe zu verwenden, um zu zeigen, dass viele Dinge zwei Seiten haben: die Eurokrise mit „Solidarität und Eigenverantwortung“, Integrationspolitik mit „Fördern und Fordern“.
Zwischen A und Z findet sich unter Ö wie „Österreich“der Hinweis, dass Merkel hier nicht Urlaub macht, aber das Neujahrskonzert der Philharmoniker schon besucht hat. Apropos Reisen: Bis jetzt war die Regierungschefin in mehr als 75 Ländern. Ihre erste Reise nach Westdeutschland unternahm die in der DDR Aufgewachsene 1986, damals durfte sie zur Hochzeit der Cousine nach Hamburg. Und sie ärgerte sich im Intercity über Studenten, die die Beine auf die „tollen Sitze“legten.
Ärgern musste sich Merkel, nicht nur politisch, schon oft über M wie Männer, etwa beim Physikstudium. Denn die hätten bei Experimenten „meistens sofort zu den Knöpfen oder Lötstäben gegriffen und losgelegt“. Sie selbst habe lieber „erst einmal noch nachgedacht“. Eines weiß das Lexikon aber nicht: wer Merkel beerben wird. Unter N wie Nachfolger findet sich bloß ein typischer Merkel-Pragmatismus: „Es wird sich immer jemand finden, der Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin von Deutschland wird.“Birgit Baumann Andreas Rinke, „Das Merkel-Lexikon. Die Kanzlerin von A–Z“. € 24,80 / 447 Seiten. Verlag zuKlampen 2016