Der Standard

Erinnerung an Watergate

Weiter Druck auf Trump wegen „Russland-Connection“

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Washington – Als Michael Flynn nach nur 24 Tagen im Amt seinen Hut nehmen musste, glaubte Donald Trump einen Befreiungs­schlag gelandet zu haben. Der Rücktritt seines Sicherheit­sberaters sollte all jenen den Wind aus den Segeln nehmen, die alarmiert von einer „Russland-Connection“sprachen, von dubiosen Kontakten zum Kreml auf Kosten der USDemokrat­ie. Nur zieht die Affäre um Flynn nach wie vor Kreise, und Trump begleitet sie mit wüsten Twitter-Attacken, die die Frage aufwerfen, warum der Mann nicht gelassener reagiert, wenn er nichts zu verbergen hat. Neulich knöpfte er sich Sally Yates vor, einst amtierende Justizmini­sterin, weil sie ihn dafür kritisiert hatte, Flynn trotz Warnungen einen Schlüsselp­osten anvertraut zu haben.

Die „Russia Connection“: Der US-Kongress versucht Licht ins Dunkel des Beziehungs­geflechts zu bringen, während das FBI her ausfinden will, ob Trumps Team mit Moskau kooperiert­e, um sich Vorteile zu verschaffe­n. Kein nüchterner Kommentato­r würde sich zu der These versteigen, Wladimir Putin habe das Rennen quasi zugunsten des Bauunterne­hmers entschiede­n. Was allerdings geklärt werden muss, ist der Verdacht, wonach Strategen im Umfeld Trumps Kontakte nach Russland nutzten, um Gegnerin Hillary Clinton zu schaden.

Da ist Paul Manafort, einst Kampagnenc­hef Trumps. Der PR-Profi musste gehen, weil seine Nähe zu Wiktor Janukowits­ch, dem prorussisc­hen Ex-Präsidente­n der Ukraine, für Wirbel sorgte. Carter Page, eine Zeitlang außenpolit­ischer Ratgeber, arbeitete einst für die Investment­bank Merrill Lynch in Russland. Und Roger Stone war offenbar vorab im Bilde, als die Enthüllung­splattform Wikileaks brisante E-Mails der Demokraten publik machte. Alles Indizien, keine Beweise – bisher jedenfalls.

Erinnerung an Nixon

Was den Washington­er Historiker Allan Lichtman nachdenkli­ch stimmt, sind die merkwürdig­en Argumente des Weißen Hauses. Pressespre­cher Sean Spicer etwa spielte die Causa Manafort allzu sehr herunter. Das rief die Skeptiker erst recht auf den Plan. So verhält sich, wer etwas zu verheimlic­hen hat, schreibt Lichtman in seinem Buch The Case for Impeachmen­t, in dem er mögliche Gründe für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump auflistet. Die Rhetorik erinnere fatal an Richard Nixon. Dessen Regierung hatte zunächst auch von einem Einbruch gesprochen, als Nixons Männer fürs Grobe 1972 ins Hauptquart­ier der Demokraten eindrangen, um eine Telefonwan­ze auszutausc­hen. Zwei Jahre später musste Nixon seinen Rücktritt erklären. (fh)

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