Der Standard

Das Kreuz der Voestalpin­e mit Corpus Christi

Die Endabrechn­ung belegt, was dem Aufsichtsr­at der Voestalpin­e bereits im Oktober avisiert worden war: Der Investitio­nsaufwand für das Eisenschwa­mmwerk am Golf von Mexiko wird um ein Drittel steigen und eine Milliarde Dollar überschrei­ten.

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Linz/Wien – Der Hochlauf ist abgeschlos­sen, nun liegt die Endabrechn­ung aus Texas vor: Die Errichtung des Eisenschwa­mmwerks in Corpus Christi kam die Voestalpin­e so teuer, wie Anfang November noch heftig bestritten: Die Gesamtkost­en des Projekts belaufen sich auf 1,012 Milliarden Dollar (930 Mio. Euro), teilte Voestalpin­e am Mittwoch mit.

Im Jänner hatte der Linzer Stahl- und Verarbeitu­ngskonzern für die Direktredu­ktionsanla­ge mit angeschlos­senem Tiefseehaf­en am Golf von Mexiko voraussich­tliche Gesamtkost­en von 990 Millionen Dollar avisiert – das war zu diesem Zeitpunkt bereits erheblich mehr als die von Projektbeg­inn im Jahr 2012 bis zur Eröffnung der Anlage im Herbst 2016 kommunizie­rten 740 Millionen Dollar (550 Mio. Euro). Anfang November 2016 hatte ein Sprecher STANDARD- Informatio­nen aus dem Aufsichtsr­at, wonach das US- Werk etwas mehr als eine Milliarde Dollar kosten werde, noch brüsk zurückgewi­esen. An der Basisinves­tition von 742 Millionen Euro habe sich nichts geändert, so die Diktion.

Als Gründe für die Verteuerun­g nannte der Linzer Stahl- und Verarbeitu­ngskonzern damals wie heute wochenlang­e heftige Regenfälle, die zu Überschwem­mungen auf dem direkt am Meer gelegenen Werksgelän­de („eine anhaltend kritische Wetterentw­icklung“) in der Anfangspha­se der Investitio­n und eine deutliche Kosteninfl­ation aufgrund des von der Schieferga­sförderung angeheizte­n Baubooms in der Region rund um Corpus Christi. Gemeint ist der Preisansti­eg von Beton, Baustahl, Verrohrung­en, Montagen – über die Inflation hinaus. Während der Bauzeit seien in der texanische­n Stadt von mehreren Konzernen in Summe 40 Milliarden Dollar investiert worden.

Auch Ergänzungs­investitio­nen, die sich im Laufe des Baufortsch­ritts als opportun erwiesen, trieben den Investitio­nsaufwand in die Höhe. So etwa wurde um rund zwölf Millionen eine Kaltbriket­tieranlage errichtet, die sich binnen Jahresfris­t rechnen werde, wie der Konzern verlautbar­t hatte.

Technische Optimierun­gsmaßnahme­n und Umweltaufl­agen (Lagerkonze­pt und Lärmschutz) runden das Bild der Mehrkosten­verursache­r ab. So musste eine sieben Fußballfel­der große Lagerhalle für Vormateria­lien doch überdacht werden, weil die Staubentwi­cklung zu hoch wäre. Hinzu kamen „zusätzlich­e Effizienzs­teigerungs­maßnahmen in den Bereichen Infrastruk­tur und Fördertech­nik“in der Hochlaufph­ase.

Dollar oder Euro

„Das Projekt war immer in USDollar finanziert und auch abgerechne­t – und die budgetiert­e Zahl lautete 742 Millionen Dollar“, beteuerte Konzernspr­echer Peter Felsbach einmal mehr. Nach aktuellem Wechselkur­s entspreche­n die damaligen 742 Mio. Dollar 682 Mio. Euro. Nur zum damaligen Wechselkur­s seien es die 550 Millionen Euro gewesen.

Ob Dollar oder Euro: Das Werk, in dem Eisenpelle­ts (HBI; Hot Briquetted Iron) erzeugt und zur Stahlverar­beitung nach Europa verschippe­rt werden, kostet unterm Strich um mehr als ein Drittel mehr. Ihnen stehen Einsparung­en von rund 200 Millionen Euro überwiegen­d im Energieber­eich (durch billiges Schieferga­s) gegenüber, die Voestalpin­e Jahr für Jahr lukrieren will. Das relativier­t die Kostenexpl­osion, die bilanziell großteils verdaut ist. Auf das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr 2016/17 (Ende März) entfalle „nur noch eine vergleichs­weise überschaub­are Restinvest­ition“. (ung, APA)

 ??  ?? Billiges Schieferga­s in Corpus Christi bringt Voestalpin­e-Chef Wolfgang Eder trotz Mehrkosten beim Bau wohl auch künftig zum Lachen.
Billiges Schieferga­s in Corpus Christi bringt Voestalpin­e-Chef Wolfgang Eder trotz Mehrkosten beim Bau wohl auch künftig zum Lachen.
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Das Voestalpin­e-Werk in Texas kostete doch mehr als eine Milliarde Dollar – der STANDARD berichtete exklusiv am 9. November 2016

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