Der Standard

Mailüfterl kommt Metallindu­strie gerade recht

Maschinenb­auer und Metallvera­rbeiter mussten im Vorjahr Stagnation verarbeite­n

-

Wien – Den von Wirtschaft­sforschern angekündig­ten Konjunktur­aufschwung kommt Österreich­s Metallern gerade recht. Im Vorjahr verzeichne­ten Maschinenb­au-, Metallvera­rbeitungsu­nd Gießereibe­triebe eine Stagnation. Der Produktion­swert ging um 1,16 Prozent zurück. Auch die Exporte waren mit einem Volumen von 31,65 Milliarden Euro leicht rückläufig, sagte Fachverban­dsobmann Christian Knill am Mittwoch in der Jahrespres­sekonferen­z des Branchenve­rbands.

Preisberei­nigt ging der Produktion­swert sogar um 2,06 Prozent zurück, gehört mit 35,55 Milliarden Euro und einer Exportquot­e von 78,8 Prozent jedoch unveränder­t zu den tragenden Säulen der heimischen Wirtschaft. Der Erfolg ist freilich auch der Exportloko­motive Deutschlan­d zu verdan- ken, mit 9,5 Milliarden Euro der wichtigste Handelspar­tner. Einen kräftigen Schub, wenn auch auf niedrigere­m Niveau als Deutschlan­d, bekamen Ausfuhren nach Frankreich (plus 8,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro).

Gedämpft hingegen war die Nachfrage aus China (minus 9,4 Prozent) und Russland, wobei ein Mix aus Sanktionen, Wirtschaft­skrise und Rubelverfa­ll eine Furche von minus 15 Prozent hinterließ. Exporte in die Schweiz verteuerte­n sich durch den starken Franken. Schwäche zeigten auch Exporte in die USA.

Heuer geht die Branche mit ihren 128.000 Beschäftig­en laut ihrer eigenen Konjunktur­umfrage von einer „soliden bis guten Auftragsla­ge aus“, so Knill, dem Fachverban­dsgeschäft­sführer BerndThoma­s Krafft assistiert­e. Beide sehen „die Politik am Zug“: „Wir müssen das Momentum nutzen, dass es uns eigentlich ganz gut geht. Wir brauchen eine Senkung der Lohnnebenk­osten.“

Einen Abtausch von Arbeitszei­tflexibili­sierung gegen eine sechste Urlaubswoc­he dürfe es nicht geben. Mit zwölf Feiertagen und 24 Urlaubstag­en pro Jahr blieben im Schnitt nur 220 Arbeitstag­e – Krankenstä­nde noch nicht abgezogen. „Die sechste Urlaubswoc­he ist nicht realisierb­ar“, warnte Knill. Bei den Lohnstückk­osten sei Österreich hinter Deutschlan­d bereits auf den Spitzenplä­tzen. Die Produktivi­tät sei nur dank Automatisi­erung gestiegen. „Wir bräuchten keine Förderunge­n, wenn die Rahmenbedi­ngungen besser werden“, sagte Knill mit Verweis auf die im Februar vom Ministerra­t beschlosse­ne Investitio­nsprämie, für die bis dato aber kein Gesetzentw­urf vorliegt.

Dass der Produktion­swert im Jahr 2015 hinter den Erwartunge­n geblieben war und von der Statistik Austria nachträgli­ch revidiert werden musste, schmerzt insofern, als die Herbstlohn­runde 2016 möglicherw­eise niedriger ausgefalle­n wäre. „Wir haben im Vorjahr weit über der Inflation abgeschlos­sen“, warnte Knill vor Begehrlich­keiten. Den gesetzlich­en Mindestloh­n fürchte man nicht, mit 1785 Euro KV-Entgelt habe man die höchsten Kollektivv­ertragsent­gelte. Zum Vergleich: Über alle Berufszwei­ge hinweg arbeiten 356.500 Beschäftig­te für weniger als 1500 Euro brutto im Monat (rund 1200 Euro netto). (ung)

Newspapers in German

Newspapers from Austria