Mehr Geld für ATX-Aktionäre
Die Gewinne der ATX-Konzerne sind im Vorjahr um 75 Prozent gestiegen. Die Gewinnausschüttung wuchs um 30 Prozent, erhob die Arbeiterkammer in ihrem Dividendenreport. Sie würde mit dem Geld lieber die Schlagkraft der Unternehmen verbessert sehen.
Wien – Nachdem die im Leitindex der Wiener Börse ATX gelisteten Unternehmen ihre Jahresbilanzen vorgelegt haben, richten Investoren ihren Blick auf die zu erwartende Dividende. Hier dürfen sich Anleger freuen: Die Gewinne der 20 im ATX vereinten Unternehmen stiegen im Vorjahr um 75 Prozent an. Die Gewinnausschüttung für das Jahr 2016 wurde daher in Summe um 30 Prozent auf 2,27 Mrd. Euro angehoben. Für 2015 wurden noch 1,74 Mrd. Euro an die Aktionäre ausgeschüttet.
Was Anleger freut, sieht die Arbeiterkammer Wien, die jährlich den Dividendenreport erstellt, skeptisch. Statt die Gewinne zu einem guten Teil zu investieren und damit die Schlagkraft der Unternehmen für die Zukunft zu erhöhen und Arbeitsplätze zu sichern, profitieren einmal mehr vor allem die Aktionäre, kritisiert die AK. Ausgeschüttet werde teilweise auch bei Verlust oder mehr, als der Gewinn ausmacht.
Die Details: Die Aktionäre von der Raiffeisen Bank International (zum dritten Mal in Folge) und dem Ölfeldausrüster Schoeller Bleckman Oilfield müssen auf Dividenden verzichten. Zwar schaffte das Kreditinstitut im Vorjahr den Turnaround, eine Dividende soll aber erst im nächsten Jahr fließen. „Hier steht die Stärkung des Eigenkapitals im Vordergrund, was aktuell sicherlich wichtiger ist, als Dividenden zu zahlen“, führt Studienautor Markus Oberrauter ein Positivbeispiel an. Positiv sieht er auch die Entwicklung beim Verbund: Die im Vorjahr in Aussicht gestellte Rücknahme der überzogenen Dividendenpolitik wird heuer in die Tat umgesetzt, denn trotz gestiegenen Gewinns sinkt die Ausschüttung von 0,35 auf 0,29 Euro je Aktie.
OMV und Immofinanz wiederum schütten ihren Aktionären Geld aus, obwohl sie Verluste gebaut haben. Und die Uniqa verteilt sogar mehr als den gesamten Gewinn. Diese drei Unternehmen befriedigen also ihre Aktionäre aus der Substanz. Die OMV verteilt knapp 400 Mio. Euro, obwohl sie mehr als 400 Mio. Euro Verlust verbucht hatte. Die Immofinanz verteilte 62,4 Mio. Euro bei einem Verlust von 186,5 Mio. Euro. Beide Unternehmen können sich immerhin zugutehalten, dass ihre Verluste niedriger ausfielen als im Vorjahr – als beide ebenfalls Geld an die Eigentümer verteilt hatten.
Die teilstaatliche Post, die 2016 fast das doppelte des Gewinns an die Aktionäre verteilt hat, ist heuer mit 88,5 Prozent erneut großzügig. Mehr als 50 Prozent des Gewinns verteilten auch Andritz (55,8 Prozent) und Flughafen Wien (51,2 Prozent). Der Großteil der restlichen ATX-Firmen hat Ausschüttungsquoten zwischen 20 und 40 Prozent. (bpf, APA)