Der Standard

Pseudocool

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Liebe Leute, vermutlich steht ein ziemlich schiacher Wahlkampf vor uns. In diesem Sinn ein Aufruf an alle normalerwe­ise vernunftbe­gabten und zivilisier­ten Personen im öffentlich­en Leben (Journalist­en inklusive):

Dimmt den Ton herunter. Widersteht der Versuchung, eure öffentlich­en Äußerungen irgendwie aufzumotze­n, mit pseudocool­en Anspielung­en auf Italoweste­rn oder mit grotesk danebenlie­genden Vergleiche­n mit Massenmörd­ern. Versucht nicht, mit Postings von Felix Baumgartne­r zu konkurrier­en.

Zur Sache: Armin Wolf hat einen ZiB 2- Beitrag über Reinhold Mitterlehn­er mit dem Filmtitel Django – Die Totengräbe­r warten schon anmoderier­t. In seiner Rücktritts­rede sagte Mitterlehn­er, diese Verhöhnung habe zu seinem Rücktritts­entschluss beigetrage­n. Na, ja. Aber für eine Nachrichte­nsendung war das nicht angemessen, und Armin Wolf drückte damit allen, die ihn und kritischen Journalism­us weghaben wollen, eine schöne, dicke Keule in die Hand. Noch dazu musste er sich entschuldi­gen. Dann gibt es einen Sohn von Kanzler Christian Kern, der Sebastian Kurz auf Twitter mit dem afrikanisc­hen Massenmörd­er Idi Amin (?) verglich. Kern jun. ist keine Persönlich­keit des öffentlich­en Lebens, aber das ist kein Freibrief für verrückte Vergleiche.

Die Versuchung, in den sozialen Medien immer noch eins draufzuleg­en, ist groß. Aber die „politische Schreispir­ale“(der deutsche Internet-Kritiker Sascha Lobo) führt in kollektive Hysterie. Das können wir nicht brauchen.

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