Gedenkstätte Gusen: Kritik
Polnische Ministerin Gawin gegen Einwände des Mauthausen-Memorial-Komitees
Die Debatte um die Gedenkarbeit im ehemaligen KZ Gusen geht weiter: Die polnische Ministerin Gawin reagiert auf Kritik aus Österreich.
Warschau/Wien/Mauthausen – In Worten geht die Auseinandersetzung zwischen österreichischen Stellen und der polnischen Regierung um die Gedenkarbeit im ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager Gusen weiter. Praktisch kommt man sich jedoch zunehmend näher.
Bei den „Maßnahmen um den Schutz, die Betreuung und die Achtung für das größte deutsche Konzentrationslager in Österreich zu gewährleisten“, handle es sich um keine „politische Strategie der regierenden Partei in Polen“Pis, sondern um den „Willen der ehemaligen Häftlinge“sowie von Experten, schreibt die polnische Vize-Kulturministerin Magdalena Gawin in einem dem Standard vorliegenden Statement.
Die Ministerin antwortet damit auf eine Replik von MauthausenMemorial-Komitee-Leiterin Barbara Glück. Diese hatte sich im Standard- Interview gegen Äußerungen Gawins verwahrt, Österreich „behindere“das Engagement Polens, um die Reste des KZ Gusen zu erhalten, wo abertausende Polen unter Hitler ermordet wurden. Gawin verfolge eine Strategie, „die ausschließlich einer polnisch-nationalistischen Geschichtsschreibung dienen soll“, hatte Glück gesagt.
Laut Gawin war es „die polnische Seite“, die Gespräche mit dem Besitzer der Liegenschaft aufgenommen und „seine Zustimmung zum Verkauf erwirkt“habe, wo sich das Nebenlager des KZ Mauthausen einst befand. Glück bestätigt dies. Polen habe sich sehr engagiert, die Grundstücke, wo der ehemalige Appellplatz sowie Reste der Küchenbaracke und der Abgrenzungsmauern gefunden wurden, seien aber noch nicht in Besitz der Republik Österreich übergegangen.
In ihrem Statement umreißt Gawin auch die polnischen Pläne zur ausweitenden Gestaltung der Gusener Gedenkstätte, die am Dienstag bei einem Seminar in der Diplomatischen Akademie in Wien vorgestellt wurden. Der ehemalige Appellplatz und die Baureste sollen laut dem „sich nach Unesco-Grundsätzen der Authentizität richtenden Entwurf“freigelegt werden.
Und es soll ein nach dem polnischen Diplomaten und Retter tausender ungarischer Juden, Henryk Slawik, benanntes Bildungszentrum gegründet werden: „Dazu braucht es kein neues Gebäude, die notwendige Infrastruktur ist vorhanden“. Auch das sei richtig, sagt Memorial-Leiterin Glück. Zu den Plänen herrsche Einigkeit. Die Gespräche am Dienstag bezeichnet Glück als „tiefen Austausch“. (bri)