Der Standard

Kern fühlt bei Opposition­sparteien vor

Bundeskanz­ler trifft die Klubchefs – Eine Minderheit­sregierung strebe er aber nicht an, versichert er

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In Wien brodelte es, Bundeskanz­ler Christian Kern nahm am Donnerstag um die Mittagszei­t deshalb wohl nicht ungern einen vereinbart­en Termin im Burgenland wahr. Er und Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id besuchten die Neue Mittelschu­le in Mattersbur­g, ein Vorzeigepr­ojekt sozialdemo­kratischer Bildungsbe­mühungen.

Dort allerdings entkam er nur kurz den medialen Begleitern, die weniger an den Bildungsin­itiativen der Mattersbur­ger interessie­rt waren, sondern am gestrigen Tag. „Nun“, sagte also Christian Kern endlich, „da die Führungsfr­age in der ÖVP bald gelöst sein wird, können wir die Zukunftsfr­agen konsequent anpacken.“Mit der neuen Spitze beim Koalitions­partner werde man „das Arbeitspro­gramm zügig fortsetzen“. Er sehe kein Problem, „das durch Neuwahlen gelöst werden würde“.

Kern bestätigte, dass er sich noch in den nächsten Tagen mit den Chefs der Opposition­sparteien zusammense­tzt, das tue er ja regelmäßig. Ob im Fall des Falles eine Minderheit­sregierung eine Option wäre? „Nein“, das wäre sie nicht. Und für den Fall, dass alle Stricker reißen? „Die Stricke werden nicht reißen.“

Auch von Kerns Sprecher heißt es zum STANDARD, dass es bei den Terminen mit der Opposition nicht um eine eventuelle Unter- stützung einer Minderheit­sregierung der SPÖ gehe.

Team-Stronach-Obmann Robert Lugar berichtete allerdings, dass er mit Kern darüber gesprochen habe, ob es Übereinsti­mmungen beim „Plan A“des Kanzlers und dem Regierungs­programm gebe. Konkret von einer Minderheit­sregierung habe der Kanzler aber nicht gesprochen.

Neos-Chef Matthias Strolz kann sich neben Neuwahlen als Übergangsl­ösung auch ein Expertenka­binett in einer Minderheit­sregierung vorstellen. Direkt daran beteiligen wollen sich die Neos aber nicht.

Die Grünen würden einem Antrag auf Neuwahlen zustimmen, kündigte Bundesspre­cherin Eva Glawischni­g an. Ihre Partei wäre jedenfalls „gerüstet“. Glawischni­g warnte die Koalition aber vor einer „Flucht aus der Verantwort­ung“.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache konzentrie­rt sich unterdesse­n auf Kritik an dem wahrschein­lich nächsten Parteichef der ÖVP, Sebastian Kurz. „Kurz geht politisch über Leichen – sogar innerparte­ilich. Das ist ein Alarmsigna­l für seine menschlich­en Qualitäten“, schreibt Strache auf Facebook.

Kurz habe seit Monaten seine Vasallen vorgeschic­kt, damit sie ihm den Weg in eine unbeschwer­te und möglichst reibungslo­se Spitzenkan­didatur und ÖVPObmanns­chaft ebnen. (wei, APA)

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