Expräsident Lula vor Gericht und vor Politik-Comeback
Die Stimmung in der südbrasilianischen Metropole Curitiba ist aufgeheizt. Es ist das erste Mal, dass der linke Expräsident Luiz Inácio Lula da Silva persönlich vor Gericht zu den Korruptionsvorwürfen gegen ihn Stellung nehmen muss. Mehr als ein Jahr hat die Staatsanwaltschaft auf diesen Moment hingearbeitet.
Und es ist das erste Mal, dass der leitende Ermittler Sérgio Moro – von seinen Anhängern als Brasiliens neuer Hoffnungsträger gefeiert – und Lula persönlich aufeinandertreffen. Doch letztendlich brachte am Mittwoch die mit Spannung erwartete Aussage keine Neuigkeiten ans Licht, sie glich vielmehr einem Kräftemessen zwischen zwei Gegnern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Auf der einen Seite der 44-jährige Moro, Hassfigur der Linken, möglicherweise Präsidentschaftskandidat im kommenden Jahr. Ihm gegenüber der 71-jährige Lula, ehemaliger Gewerkschaftsführer und Polithaudegen, der derzeit eine Renaissance feiert.
„Verfolgt und massakriert“
Er werde seit zwei Jahren „politisch verfolgt und massakriert“, sagte Lula aus. Es gebe keine ernsthaften Beschuldigungen gegen ihn, nur Spekulationen. In der Tat ging es den Ermittlern an diesem Tag um altbekannte Vorwürfe.
Lula nützt die Gelegenheit, um sich feiern zu lassen. Er bereite sich jetzt auf die Präsidentschaftskandidatur im nächsten Jahr vor. „Niemals hatte ich so große Lust darauf wie heute!“Und auch gute Chancen: In aktuellen Umfragen liegt Lula mit 30 Prozent weit vor den möglichen Herausforderern.