Der Standard

Brustkrebs­vorsorge: Bessere Daten gefordert

Der erste Evaluierun­gsbericht zum Brustkrebs­screening in Österreich rief am Donnerstag bei Medizinern Kritik hervor. Im Gesundheit­sministeri­um gesteht man bei der Dokumentat­ion Handlungsb­edarf ein. Die Bekannthei­t des Programms soll inzwischen aber gewach

- Gudrun Springer

Wien – Im April wurde der erste Evaluierun­gsbericht der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) zum Brustkrebs­früherkenn­ungsprogra­mm präsentier­t. Vertreter der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Senologie (ÖGS), eines interdiszi­plinären Forums für Brustgesun­dheit, bedachten diesen Bericht am Donnerstag bei einer Pressekonf­erenz mit einiger Kritik – aber auch mit Lob: „Die Qualität der Untersuchu­ngen hat sich massiv verbessert“, lobte etwa Strahlenth­erapeutin und ÖGS-Präsidenti­n Alexandra Resch.

Die GÖG-Evaluierun­g bezog sich auf die ersten beiden Jahre, in denen Frauen zwischen 45 und 69 Jahren in Österreich schriftlic­h zur Mammografi­e eingeladen wurden – also auf 2014 und 2015. Zusätzlich wurden die E-Cards dieser Gruppe für diese Untersuchu­ngen im Zweijahres­abstand freigescha­ltet. Jüngere Frauen ab 40 und ältere ab 70 Jahren können sich ebenso anmelden. Zusätzlich gibt es eine Liste an Indikation­en, anhand derer ein Arzt eine Mammografi­e veranlasse­n kann.

Jährlich erkranken rund 5000 Frauen in Österreich neu an Brustkrebs. Ziel des Screeningp­rogramms ist es, die Quote der Frauen, die zur Mammografi­e gehen, von 40 auf 70 Prozent zu erhöhen. Die Teilnahmer­ate der ersten beiden Jahre lag bei 36,8 Prozent – was man seitens der GÖG im April als „nicht zufriedens­tellend“bezeichnet­e. Man wolle diese Zahlen durch Informatio­n und Aufklärung steigern, hieß es.

Bei der Bewerbung des Brustunter­suchungspr­ogramms sieht ÖGS-Präsidenti­n Resch, auch Leiterin eines Wiener Röntgenins­tituts mit Schwerpunk­t Brustgesun­dheit, Verbesseru­ngsbedarf – insbesonde­re in der Gruppe der über 60-Jährigen. So gab es 2014 und 2015 insgesamt 366.266 Untersuchu­ngen bei Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren, bei der zehn Jahre älteren Gruppe nur 274.519 Untersuchu­ngen, davon erfolgten rund 188.000 im Rahmen des Screenings.

„Viele Karzinome“

„Das ist die Gruppe, in der ich viele Karzinome finde und bei der diese bei der Mammografi­e gut sichtbar sind“, sagt Resch. Ihr zufolge war im untersucht­en Zeitraum in Wien zudem nur ein Prozent der Frauen ab 50 erstmalig bei einer Mammografi­e – Frauen anzusprech­en, die sonst wenig mit dem Gesundheit­ssystem in Kontakt kommen, gelinge also kaum.

Diese Zahl zu Wien kann Romana Ruda, Leiterin der Koordinier­ungsstelle des österreich­ischen Brustkrebs­früherkenn­ungspro- gramms, nicht nachvollzi­ehen. Sie teilte dem STANDARD in Reaktion auf die ÖGS-Kritik mit, dass sich die Teilnahmez­ahl der 60- bis 69-Jährigen im Vorjahr stark verbessert habe. Man habe viel informiert, was auch eine Ifes-Umfrage belege: Demnach ist das Programm 87 Prozent von 1000 über 40-jährigen Befragten bekannt. Allein 2016 seien dank Screeningp­rogramms mehr als 122.000 60- bis 69-Jährige zur Mammografi­e gegangen.

Seitens der ÖGS wurde auch die mangelnde Dokumentat­ion der Abklärungs­untersuchu­ngen kritisiert – dafür brauche es mehr Ressourcen. Ohne diese Informatio­nen weiß man nicht, wie viele falsch positive oder falsch negative Untersuchu­ngsergebni­sse beim Screening aufkommen. Ruda von der Koordinier­ungsstel- le des Programms sieht hier ein generelles Problem, da öffentlich­e Spitäler keine zentrale IT hätten.

Man sei sich dieses Problems bewusst und führe Gespräche zur Verbesseru­ng der Dokumentat­ion, hieß es auf Anfrage vom Gesundheit­sministeri­um. Generell habe Österreich sehr früh evaluiert. Das sei ja geschehen, um etwaigen Nachholbed­arf früh zu erkennen und nachzubess­ern.

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Die Untersuchu­ngsqualitä­t von Mammografi­en habe sich verbessert, heißt es von der Gesellscha­ft für Senologie. Die Datenlage und die Bekannthei­t des Vorsorgepr­ogramms seien aber verbesseru­ngswürdig.

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