Der Standard

Mobilisier­ung für den Kommunismu­s

KSV-Lili kämpft mit Minibudget und hofft vor allem auf die Uni Wien

- Jakob Sturn

Wien – Direkt vor der Universitä­t Wien, mitten im tiefsten ÖH-Wahlkampfd­schungel, wo jeden Baum ein Dreiecksst­änder ziert und sich niemand ohne Werbegesch­enk in der Hand an den wahlkämpfe­nden Fraktionen vorbeischu­mmeln kann, ist der Infostand des Kommunisti­schen Studierend­enverband – Linke Liste (KSV-Lili) platziert. Die Größenverh­ältnisse sind klar verteilt: Vis-à-vis stehen die großen Hütten der ÖH-Platzhirsc­he, ausgerüste­t mit kostspieli­gen Werbegesch­enken. Der Stand des KSV-Lili, bestehend aus Biertisch und ein paar Prospekten, die mit Steinen vom Wegfliegen bewahrt werden sollen, droht unterzugeh­en. „Natürlich haben wir nicht die finanziell­en Möglichkei­ten wie die anderen, aber wir versuchen das Beste daraus zu machen“, sagt ein Aktivist. Mit rund 2500 Euro Budget, das von der Bundes-KPÖ zur Verfügung gestellt wird, ist der Spielraum klein.

Mobilisier­ungswahl

„Für uns ist das eine Mobilisier­ungswahl. Vom Kommunismu­s werden wir hier niemanden überzeugen können. Wir müssen die, die dem Kommunismu­s nicht von vornherein abgeneigt sind, zur Wahl bewegen“, gibt sich der Lehramtsst­udent für Deutsch und Geschichte Michael Fischer pragmatisc­h. Einen Spitzenkan­didaten hat der KSV-Lili nicht, Fischer kandidiert auf Platz zwei der Liste: „Bei uns stehen Inhalte im Vordergrun­d und keine Personen.“

Die Uni Wien ist für die Kleinfrakt­ion so etwas wie eine Hochburg: Vor zwei Jahren fuhr sie hier mit 6,8 Prozent ihr stärkstes Ergebnis ein, bundesweit waren es lediglich 2,5 Prozent. Gemeinsam mit den Grünen Alternativ­en Studierend­en (Gras) und dem Verband Sozialisti­scher Studierend­er (VSStÖ) stellt man die Exekutive der ÖH an der Uni Wien. Wahlziel ist die Verdopplun­g von bisher einem Mandat. Der Anspruch, nach der Wahl auch Teil der Bundesexek­utive zu sein, wird durchaus gestellt. Denn nur so können sie ihre wichtigste Forderung im diesjährig­en Wahlkampf auch umsetzten, nämlich die Verteidigu­ng des allgemeinp­olitischen Mandats „gegen die Angriffe von Junos und AG“.

Die Erhaltung des allgemeinp­olitischen Mandats ist für den KSV-Lili wichtig, weil seine politische­n Ziele weit über die Hochschulp­olitik hinausgehe­n. Er fordert nicht weniger als einen Wandel des Systems, weg vom Kapitalism­us, hin zum Kommunismu­s. Diese Forderung teilt er mit der konkurrier­enden Liste KSV-KJÖ, die von der KPÖSteierm­ark finanziert wird. Differenze­n gibt es aber darin, was unter Kommunismu­s verstanden wird: „Die stecken noch in der Sowjetzeit fest. Wir stehen für einen modernen Kommunismu­s“, sagt ein anderer Aktivist. Ein solcher zeichne sich durch eine undogmatis­che, antiautori­täre und explizit feministis­che Haltung aus.

Dass dieses Ziel selbst als Teil der Exekutive schwer erreichbar ist, wisse man. „Wir sind keine Träumer“, gibt sich Fischer realistisc­h. Dennoch will der KSV-Lili als Teil einer starken, linken ÖH Nadelstich­e setzten und gesellscha­ftliche Änderungen bewirken: „Nur so können wir das elendige System des Kapitalism­us abschaffen.“Klassenkam­pf ohne Träumen geht doch nicht. pVideo mit dem KSV-Lili: derStandar­d.at/Uni

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Foto: Christian Fischer Für Michael Fischer (links) sind die Aktivisten des KSV-Lili „keine Träumer“.

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