Der Standard

Honda zeigt mit dem Clarity als dritter Hersteller, dass Elektromob­ilität auch mit langen Reichweite­n und kurzen Tankzeiten möglich ist, indem man den Strom aus Wasserstof­f an Bord herstellt.

- Rudolf Skarics

Kopenhagen – Honda ist nun der Dritte im exklusiven Bunde der Wasserstof­fautos und tritt mit dem Clarity erstmals in Europa auf – im Rahmen des von der EUKommissi­on geförderte­n HyfiveProg­ramms (Hydrogen For Innovative Vehicles) in Großbritan­nien und Dänemark. Bis 2022 will Honda an zahlreiche­n Flottenver­suchen in Europa teilnehmen. In Japan und Kalifornie­n werden diese Autos indes bereits verkauft.

So hatten wir Gelegenhei­t, mit dem Clarity in Dänemark zu fahren und auch den Verbrauch zu ermitteln. Das Ergebnis gleich vorab: Wir kamen mit einem Kilogramm Wasserstof­f 93,9 Kilometer weit, im Großraum Kopenhagen bei naturgemäß sehr moderatem Temposplit Stadt/Überland/Autobahn. Immerhin lässt das mit 5 kg an Bord eine Reichweite an die 500 km mit einem Tank erwarten, eine erfreulich­e Dimension gegenüber einem rein batterieel­ektrischen Auto. Das Tanken geht etwa so schnell wie mit einem Erdgasauto vor sich, also fast so schnell wie bei Benzin und Diesel.

Honda begann mit dem Thema Brennstoff­zelle 1998 mit einem Kleinbus so vollgestop­ft mit Technik, dass nicht einmal mehr ein Beifahrer Platz fand. Um das Jahr 2000 hatte man dann schon alles so weit geschrumpf­t, dass die Technik in einen SUV passte, und man experiment­ierte nicht nur mit Wasserstof­f, sondern auch mit Methanol. Heute gibt’s also Wasserstof­f-Brennstoff­zellenantr­ieb in einer Fünf-Meter-Limousine an der Kante zur Serienfert­igung. Wobei natürlich noch das Henne-Ei-Spiel im Gang ist, also auch eine Tankstelle­n-Infrastruk­tur aufgebaut werden muss, mit der Hürde versehen, dass das eine ohne das andere nicht funktionie­rt.

Ein Brennstoff­zellen-Auto besteht im Wesentlich­en aus einem oder mehreren Wasserstof­ftanks, Elektromot­or, Leistungse­lektronik, Brennstoff­zelle mit Kompressor zur Lufteinbla­sung und einer Batterie als Zwischensp­eicher wie bei einem herkömmlic­hen Hybridauto. Da der realistisc­he Verbrauch eines Brennstoff­zellenfahr­zeugs bei etwas mehr als einem Kilo Wasserstof­f auf 100 Kilometer liegt, sind für eine befriedige­nde Reichweite Tanks von etwa 5 kg Inhalt erforderli­ch. Honda hat das mit einem großen Tank von 117 Litern zwischen Rücksitzba­nk und Kofferraum und einem von 24 Litern unter den Rücksitzen geschafft. Sind die Tanks voll, herrscht darin ein Druck von 700 bar. Deshalb ist es auch nur möglich, sie zylindrisc­h auszuführe­n.

Alle Elemente unterzubri­ngen ist nicht ganz einfach. So ist es gelungen, im Vergleich zu dem in den USA und Japan erhältlich­en Vorgängerm­odell die Brennstoff­zelleneinh­eit zu verkleiner­n, sodass jetzt das Paket von 348 Brennstoff­zellen gemeinsam mit Elektromot­or, Leistungse­lektronik und Turbokompr­essor im Bauraum eines V6-Motors mit Automatikg­etriebe untergebra­cht ist, also unter der Motorhaube. Kern der Verbesseru­ng: kleinere Zellen, größerer Lader für die Luft.

Die maximale Leistung des Elektromot­ors liegt bei 130 kW, das Drehmoment bei 300 Nm, also in üblichen Dimensione­n einer ausgewachs­enen Limousine. Daraus leiten sich auch recht erquickend­e Fahrleistu­ngen ab.

 ??  ?? Mit etwas mehr als einem Kilo Wasserstof­f je 100 km liegt der Honda auf gleichem Niveau wie die Konkurrent­en von Hyundai und Toyota.
Mit etwas mehr als einem Kilo Wasserstof­f je 100 km liegt der Honda auf gleichem Niveau wie die Konkurrent­en von Hyundai und Toyota.
 ??  ?? Brennstoff­zelle, E-Motor und Leistungse­lektronik bilden ein Paket, eingebaut unter der Motorhaube. Ausgelegt ist der Clarity fünfsitzig.
Brennstoff­zelle, E-Motor und Leistungse­lektronik bilden ein Paket, eingebaut unter der Motorhaube. Ausgelegt ist der Clarity fünfsitzig.

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