Finanzaufsicht klopft FACC auf die Finger
Der Luftfahrtzulieferer FACC muss seine Bilanzen neu aufrollen. Nach einer Routineüberprüfung ortet die Finanzmarktaufsicht grundlegende Fehler. Einen Zusammenhang mit einem früheren Cyberbetrug sieht FACC nicht.
Wien – 30- bis 40-mal im Jahr rückt die Finanzmarktaufsicht in Österreich aus, um das Zahlenwerk börsennotierter Konzerne auf Fehler abzuklopfen. Bei jeder dritten Prüfung der Abschlüsse und Lageberichte wurde sie im Schnitt zuletzt fündig. Unternehmen wie die Hypo Tirol, der Flughafen Wien, Lenzing und die Rath AG mussten etwa Verstöße gegen die Vorschriften der Rechnungslegung in den vergangenen Monaten veröffentlichen. Jetzt hat es FACC erwischt.
Der Luftfahrtzulieferer aus dem Innviertel wollte eigentlich dieser Tage seinen Jahresbericht für das abgeschlossene Geschäftsjahr vorlegen. Daraus wird nun nichts.
FACC zog von sich aus die Reißleine, will den Bescheid der Behörde abwarten und verschiebt die Veröffentlichung der Bilanzen um einen Monat auf Mitte Juni.
„Im Zuge einer Routineprüfung wurden grundlegende Fehler festgestellt“, bestätigt man in der Finanzmarktaufsicht auf STANDARDAnfrage. Das Verfahren sei jedoch noch nicht abgeschlossen.
In Österreich ist das sogenannte Prüfverfahren für die Finanzberichterstattung der börsennotierten Unternehmen seit vier Jahren in Kraft. Ziel ist es, über Stichproben Abweichungen von interna- tionalen Standards auf die Spur zu kommen und Widersprüche aufzuzeigen. In der Regel bügeln öffentlich kommunizierte Korrekturen das Ganze wieder aus. Werden aber aus Gewinnen plötzlich Verluste, halbieren sich Erträge oder lösen sich Rückstellungen in Luft auf, führt an einer völlig neuen Bilanz naturgemäß kein Weg vorbei.
Die Fehlerquote ist hierzulande der FMA zufolge rückläufig – aber höher als in Deutschland, wo bei jeder vierten Kontrolle rotes Licht aufscheint. Das deutsche Bilanzkontrollgesetz gilt freilich bereits seit 2004, die Lernkurve für Konzerne ist also deutlich länger.
FACC muss nun auf Geheiß der Aufsicht die Jahres- und Halbjahresabschlüsse von 2016 und 2015 aufrollen. Dass die Angelegenheit etwas mit dem Cyberbetrug zu tun hat, dessen Opfer der Flugzeugzulieferer Anfang des Vorjahres wurde, weist FACC zurück.
Die Oberösterreicher haben turbulente Zeiten hinter sich. Nachdem Finanzbuchhalter des Unternehmens auf gefälschte E-Mails hereingefallen waren, fehlten auf ihren Konten gut 50 Millionen Euro, deren Spur sich in Asien und Osteuropa verlief. Darauf folgten eine Gewinnwarnung und Kapitalerhöhung. Personell blieb kein Stein mehr auf dem anderen. Chinesische Eigentümer, die bei FACC bereits 2009 an Bord gegangen waren, feuerten neben der Finanzchefin auch den Firmengründer und CEO Walter Stephan.
Vorläufigen Angaben vom März zufolge steigerte FACC den Umsatz 2016/2017 um 21 Prozent auf 710 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis war nach einem Verlust in der Vorperiode positiv.