Der Standard

Streitbegr­iff „Bundestroj­aner“

Überwachun­gssoftware soll bald in Österreich zum Einsatz kommen

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Wien – SPÖ und ÖVP brüten über einem Gesetzeste­xt, der den Einsatz staatliche­r Überwachun­gssoftware ermögliche­n soll. Damit soll verschlüss­elte Kommunikat­ion über Messenger mitgelesen werden können. Laut SPÖ-Justizspre­cher Hannes Jarolim soll das nur in Fällen schwerer Kriminalit­ät und zur Terrorbekä­mpfung genutzt werden. Zuvor forderte Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) den Einsatz bei Hassposter­n oder Urheberrec­htsverletz­ungen.

Zwar muss die Spähsoftwa­re wie ein typischer Computertr­ojaner arbeiten, etwa geheim Daten an Fremde übermittel­n, aber seitens der Regierung sträubt man sich gegen die Bezeichnun­g. Der Begriff sei „zu unklar“, heißt es dazu aus dem Justizmini­sterium gegenüber dem STANDARD. Man verwende „Software zur Überwachun­g internetba­sierter Kommunikat­ion“– zumal sie zielgerich­tet Whatsapp-Nachrichte­n ausspähe und andere Daten nicht auslese. Es gibt aber auch einen weiteren Grund. Wohl jeder Computerbe­sitzer kennt Trojaner als gefährlich­e Programme, gegen die man sich schützen muss. Die Software versteckt sich auf PCs (daher die Anlehnung an das Trojanisch­e Pferd) und führt ohne Wissen des Anwenders Aktionen aus. Und so sagte Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er am Donnerstag bei einer Fragestund­e im Bundesrat, dass es keinen Bundestroj­aner gebe. Es gehe darum, die Endverschl­üsselung der Dienste zu knacken.

Es ist der dritte Versuch, Überwachun­gssoftware gesetzlich zu verankern. Im Sommer 2016 zog Brandstett­er seinen Entwurf nach Kritik zurück. Ohne gesetzlich­e Regelung wurde ein Bundestroj­aner bereits gegen einen Islamisten eingesetzt und sollte Tierschütz­er überwachen. Per Ausschreib­ung wird nun eine Software gesucht, die nur Internette­lefonate und Chats überwacht. Zudem soll die EU mit Providern einen Zugang zu deren Schnittste­llen aushandeln, um Nutzer einfacher überwachen zu können.

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