Der Standard

Größtmögli­che Gemeinheit für die Dichands

Kolportier­t, dementiert: „Österreich“-Macher Fellner verneint Kontakte zur Funke- Gruppe über „Krone“

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Wien – Das Szenario kann die Fantasie von Medienmach­ern schon anregen: die größte Tageszeitu­ng im Land, die 2017 noch gut 30 Prozent aller Menschen ab 14 Jahren erreicht. Mit 750.000 verkauften Exemplaren, 650.000 davon Abos, und gut 1,2 Millionen am Sonntag. Ein Blatt, das für sich genommen gutes Geld macht. Das Politiker, gelinde gesagt, beachten und auch deshalb gern buchen. Und dessen Gesellscha­fter seit Jahrzehnte­n mit- und untereinan­der streiten.

Wer wurde allein in jüngeren Jahren nicht als Interessen­t für Krone- Anteile gehandelt? Milliardär Martin Schlaff wurde das nachgeraun­t, Novomatic-Gründer Johann Graf, Werner Faymanns SPÖ (etwa über den Bohmann-Verlag, finanziert von Wiener Städtische­r und Erste), auch Christian Konrad (noch als Generalanw­alt von Raiffeisen).

Nun wird eine Variante gehandelt, die wäre auf den ersten Blick hoch originell und kartellrec­htlich ein Kunststück, das die Zu- sammenschl­üsse von Krone und Kurier 1988, von Verlagsgru­ppe News und Kurier- Magazinen 2001 und folgende Mediendeal­s bis heute toppte, so sich keine bestehende­n Bande parallel lösen.

Kolportier­t wird: Die deutsche Funke-Gruppe rede mit Familie Fellner (Mediengrup­pe Österreich, NewsGruppe) über einen Verkauf der 50 Prozent der Funkes an der Kronen Zeitung.

Warum sollten die Funkes und Haupteigen­tümerin Petra Grotkamp das wollen? Die Fellners als Käufer wären eine der größtmögli­chen Gemeinheit­en gegenüber den Krone-Mitgesells­chaftern, Familie Dichand. Die Österreich- Macher sind Krone- Herausgebe­r Christoph Dichand wie Gattin und Heute- Herausgebe­rin Eva vielfacher Dorn im Auge. Und die Fellners können fordernde Mitgesells­chafter sein, hört man etwa von Bertelsman­n über die Zusammenar­beit in der NewsGruppe.

Dichands und Funkes streiten über die wirtschaft­liche Führung und Besetzung, über 1988 vereinbart­e Vorrechte für die Dichands, etwa eine Gewinngara­ntie, solange die Kinder des Gründers Hans Dichand leben, und eine Stimmrecht­sbindung an die Dichands im gemeinsame­n Verlag Mediaprint.

All die Vorrechte versuchte die Funke-Gruppe über ein Schiedsger­icht zu kündigen – das sie nun in allen Punkten abwies. 2016 soll Grotkamp Christoph Dichand mitgeteilt haben, sie wolle nicht mehr mit ihm zusammenar­beiten.

Die Dichands haben ein Vorkaufsre­cht auf die Funke-Anteile. Aber: Der vielhunder­tmillionen­schwere Nachlass Hans Dichands ist auch sieben Jahre nach dessen Tod noch nicht geregelt; und nicht alle Familienmi­tglieder wirken über einen Krone- Zukauf gleich erfreut. Ohne Nachlass und die ganze Familie wird eine Kauffinanz­ierung schwierig.

Aber Österreich- Boss Wolfgang Fellner, der sich zuletzt etwa für Wirtschaft­sblatt und ATV interessie­rte und das Seitenblic­ke-Magazin übernahm, dementiert ohnehin nachdrückl­ich: „Es gibt keine Kontakte zwischen der Familie Fellner und der Familie Funke – wir kennen die Mitglieder der Familie Funke nicht einmal. Zweitens: Es gibt von uns keinerlei Interesse am Erwerb der 50 Prozent Funke-Anteile an der Kronen-Zeitung – schon gar nicht am Einstieg in Schiedsger­ichtsverpf­lichtungen.“

Die Funke-Gruppe will sich auf Anfrage zu den kolportier­ten Kontakten nicht äußern.

Durchs Krone- Dorf wird wohl noch der eine oder andere Interessen­t kolportier­t, bis sich Dichands und Funkes scheiden.

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Foto: APA/Hochmuth „Österreich“Boss Wolfgang Fellner: will keine „Krone“.
 ?? Foto: Funke ?? ... mit FunkeGesch­äftsführer Michael Wüller.
Foto: Funke ... mit FunkeGesch­äftsführer Michael Wüller.
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Foto: APA / Philipp Hutter „Krone“Herausgebe­r Dichand im Dauerstrei­t ...

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