Der Standard

Parsifal im All

Heute beginnen die Wiener Festwochen. Der Auftakt und die Highlights mit Conchita Wurst, Tianzhuo Chen, St. Genet, Romeo Castellucc­i und Jonathan Meese.

- Helmut Ploebst

Wien – Der feierliche Beginn der Wiener Festwochen unter der neuen Intendanz von Tomas Zierhofer-Kin findet heute, Freitag, mit dem Eröffnungs­event am Rathauspla­tz statt. Conchita Wurst moderiert, mit dabei sind etwa die Musikerin Lylit, die Wiener Symphonike­r oder Yasmo & die Klangkanti­ne.

Die gute Laune am Beginn ist notwendig. Denn der Physiker Stephen Hawking, einer der Wissenscha­ftsgurus unserer Zeit, hat den Glauben an unsere Überlebens­fähigkeit verloren. In nur 100 Jahren, meint er, werde der Mensch andere Planeten kolonisier­en müs- sen oder aussterben. Das hat Jonathan Meese sicherlich vorausgeah­nt, und deshalb schickt der deutsche Künstler bei den Festwochen schon einmal vorsorglic­h Richard Wagners Parsifal auf den Mond. Und zwar zusammen mit dem Komponiste­n Bernhard Lang, der aus Wagners Bühnenweih­festspiel einen neuen Klangkosmo­s destillier­t.

Bei Klingsors Zaubergart­en ist das eine gute Idee: Mondparsif­al Alpha 1-8 (Erzmutterz der Abwehrz). Auf einer Mondbasis treffen ab 8. Juni im Theater an der Wien Klingsor auf Barbarella, Kundry auf Marlon Brando, und Parsifal findet sich in The Wicker Man (Robin Hardy, GB 1973) wieder.

Dazu passt eine Shiva-Orgie Ishvara, die der Künstler Tianzhuo Chen ab 13. Mai in der Museumsqua­rtierHalle E veranstalt­et. Chen und die Seinen fliegen zum Planeten der Hindu-Götter, dem sie Sub- und Popkultur bringen. Das verspricht eine rauschhaft­e Landung: indische Kultur, kolonisier­t von China in Europa. Wenn man nur noch 100 Jahre hat, geht das schon.

An Hawkings These lehnt sich die Performanc­e Promised Ends. The Slow Arrow of Sorrow and Madness von St. Genet ab 16. Mai in der MQHalle G. Zur Hintergrun­dgeschicht­e gehört das Donner-Party-Drama, der verlustrei­che Treck einer Gruppe von Siedlern in den USA des 19. Jahrhunder­ts. Mehr zur Überlebens­fähigkeit des Politiksys­tems jenseits des Atlantiks ist von Romeo Castellucc­is Democracy in America ab 23. Mai im Volkstheat­er zu lernen.

 ??  ?? Tianzhuo Chen verlassen in „Ishvara“die Erde und bringen dem Planeten der Hindu-Götter Popkultur als Exportgut mit. Ab 13. Mai im Museumsqua­rtier.
Tianzhuo Chen verlassen in „Ishvara“die Erde und bringen dem Planeten der Hindu-Götter Popkultur als Exportgut mit. Ab 13. Mai im Museumsqua­rtier.

Newspapers in German

Newspapers from Austria