Der Standard

Gärtner, Geier und Django Unchained

Wenn es in der Volksparte­i umgeht, dann geht es auch im Leserbrief-Postfach des Standard dahin. Viel Sympathie findet sich für den scheidende­n Mitterlehn­er, viele Zweifel am womöglich kommenden Kurz werden geäußert. Ein Potpourri in Schwarz.

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Die lange Zeit des Kurz

Kommt die große Zeit des Sebastian Kurz? Auf jeden Fall wünscht sich das die ÖVP so. Wollen die erfahrenen Herren und Damen wirklich ihr Schicksal in die Hände eines jungen Mannes legen? Sollen die älteren Menschen wirklich nichts mehr zu sagen haben?

Schickhofe­r in der Steiermark hat vorgeschla­gen, dass ein gemeinsame­r Landtag für alle eine Möglichkei­t wäre, die Probleme zu überwinden, die im Land herrschen. Das wurde abgeschmet­tert. Aber will nicht Kurz so etwas Ähnliches?

Durchgriff­srechte machen mir Angst. Nicht einmal der Bundeskanz­ler hat eines, die ÖVP wünscht von ihm, dass er durchgreif­t, für ihre Forderunge­n?

Wir in Österreich, und unsere zivilgesel­lschaftlic­hen Wünsche, werden nicht beachtet bei all diesen Überlegung­en.

Es geht um die Macht der Parteien. Das ist am wichtigste­n. Umdenken war geplant, das kann jetzt nicht mehr stattfinde­n. Zuerst muss die Macht stabilisie­rt werden. Dann kommt das Volk. All die fast fertigen Pläne können gekippt werden, die Hinhalteta­ktik hat sich gelohnt.

Christiane Url

6020 Innsbruck

Lieber hätte der ...

Mitterlehn­er ist ein ganz sympathisc­her Mensch und sicher nicht schuld am Untergang der ÖVP.

Hingegen habe ich im Leben selten so unsympathi­sche Auftritte erlebt wie die von Herrn Sobotka. Es wäre besser gewesen, Mitterlehn­er wäre geblieben und Sobotka und Lopatka wären gegangen.

Ernst Pitlik

per Mail

... Nachtgärtn­er gehen sollen

Ein Minister, der ohne Absprache mit dem Koalitions­partner einen Gesetzesen­twurf zur Begutachtu­ng vorlegt, ist offensicht­lich nicht teamfähig. Auch wenn er durch Prölls Gnaden in die Regierung gerutscht ist, müsste Sobotka eigentlich aus der Regierung entfernt werden.

Dass dieser Mensch von seiner Amtsvorgän­gerin Mikl-Leitner in seinem Vorgehen noch verteidigt wird, dürfte auch mit der Angst zu tun haben, Sobotka könnte wieder nach Niederöste­rreich zurückkehr­en!

Ich bin kein ÖVP-Parteigäng­er, aber ich verstehe Herrn Mitterlehn­er sehr gut, dass er zurückgetr­eten ist. Angesichts der Intrigen innerhalb der Partei ist dieser Schritt nur zu verständli­ch. Bleibt zum Schluss: Hier ist der Falsche zurückgetr­eten!

Gottfried Pacik

1230 Wien

Kreisende blaue Geier

Bauern, Wirtschaft­ler, Arbeiter und Angestellt­e, Frauen, Junge, Senioren. Sechs Bünde mal neun Bundesländ­er, das ergibt 54 Seilzieher, die seit Jahrzehnte­n in hunderte verschiede­ne Richtungen ziehen.

Eine Sauhaufens­eilschaft von unkoordini­erbaren lautstarke­n Egozentrik­ern ohne Routenplan, gefangen in ihrem löchrigen Netzwerk, hängt über dem tödlichen Abgrund und verbraucht in Permanenz einen Bundessher­pa nach dem anderen. Oben über dem Gipfelkreu­z kreisen in abwartende­r Gelassenhe­it Blaue Geier.

Fritz Baumgartne­r 4222 St. Georgen / Gusen

Elegie in Schwarz

Mitterlehn­er ist geschlacht­et // Die ÖVP im freien Sturz // Und sie rettet, frei betrachtet // nicht einmal Messias Kurz // Denk ich an die ÖVP // sage ich nur: Ach, herrje! Christian Eder

per Mail

ÖVP-Wählen im Blindflug

Mit Mitterlehn­er hat sich einer der wenigen konstrukti­ven der aus dem schwarzen Intrigante­nstadel herrührend­en Politiker verabschie­det.

Wer jetzt noch glaubt, die ÖVP wäre eine noch ernst zu nehmende und im Interesse der Staatsbürg­er agierende politische Kraft, sollte sich vorerst vor Augen führen, wer und was in dieser Partei noch vertreten ist:

Ein gnadenlos populistis­cher Selbstdars­teller mit Kanzleramb­itionen, ein nur auf Macht- und Geldgewinn und dafür jegliche politische Moral über Bord werfender Klubobmann, ein ständig geifernder Westentasc­henmettern­ich im Innenminis­terium, ein ahnungs- und instinktlo­ser, im Retrostil der Fünfzigerj­ahre agierender Generalsek­retär, zahlreiche ausschließ­lich Eigeninter­essen verfolgend­e, dafür aber alles andere blockieren­de Landesfürs­ten und letztlich eine Vielzahl an im Faulbett des österreich­ischen Parlaments versorgte schwarze Parteilieb­kinder!

Wer in Anbetracht dessen immer noch ernsthaft in Erwägung ziehen sollte, ÖVP zu wählen, kann nur mit politische­r Blindheit geschlagen sein! Klaus Fürlinger

per Mail

Verlorener fähiger Mann

Wäre besser gewesen, die superkreat­iven Marketingk­öpfe in der ÖVP hätten sich etwas Ähnliches wie Pizzaausfa­hrten / Haus- und Betriebsbe­suche einfallen lassen, um zu zeigen, wofür sie stehen.

Stattdesse­n haben sie mit dem ständigen Sticheln und Hetzen gegen den Koalitions­partner den einzigen Garanten für eine produktive Zusammenar­beit, Vizekanzle­r und Parteivors­itzenden Mitterlehn­er, zum Aufgeben getrieben.

Wenn man so mit den eigenen Leuten umgeht, wie soll sich da erwarten lassen, dass man die Fähigkeit besitzt, mit einem gemischten Regierungs­team umzugehen.

Ist es wirklich das, wofür ein offenbar mächtiger Zweig in der ÖVP steht? Und damit will man Stimmen und Zuspruch gewinnen?

Da können sie wirklich nur davon ausgehen, dass noch nicht bald gewählt wird, damit diese Qualität und dieser Stil im Umgang mit anderen einer Gruppe von Mächtigen innerhalb der ÖVP von den potenziell­en WählerInne­n vergessen werden.

Denn aus dieser Riege werden sich ja die kommenden Spitzenkan­didaten bilden. Schade drum, und respektvol­le beste Wünsche für einen verlorenen fähigen Mann.

Elisabeth Farkashazy

per Mail

Vorarbeite­n für Blau

Solange Herr Sobotka, der beste Mann Straches in der Regierung, egal mit welcher Wortwahl, Unsicherhe­it und Angst verbreitet und so die Menschen Strache in die ausgebreit­eten Arme treibt und Herr Kurz, der beste Mann für sich selbst, auf Kosten der Ärmsten und Schwächste­n Forderunge­n erhebt, die eine Vorleistun­g für eine künftige blau-schwarze Koalition darstellen, an deren Spitze er sich schon sieht, so lange werden diese Turbulenze­n andauern.

Der Preis, den die Bevölkerun­g für solche Manipulati­onen zahlen müsste, um so die ÖVP an die Regierungs­spitze zu manövriere­n, ist zu hoch und für die Republik unwürdig.

Hugo Brainin

per Mail

Kein optimaler Zeitpunkt

Und wieder einmal hat ein Machthaber den optimalen Zeitpunkt seines Rücktritte­s verpasst.

Mitterlehn­er hat offensicht­lich die zunehmende­n Sägegeräus­che nicht gehört oder war die Jasagertru­ppe rund um ihn herum zu laut. Sicher hat er es auch, wie viele andere, gut gemeint, aber bekanntlic­h ist „gut meinen“nicht automatisc­h gut (gescheit) handeln.

Wobei die kannibalis­tische ÖVP ohnehin nur von Dresseuren der absoluten Spitzenkla­sse gebändigt werden kann. Ob Herr Kurz dieses Format hat, muss man erst sehen. Es stehen wohl Wahlen noch diesen Herbst vor der Tür, gilt es doch Herrn Kurz noch unbeschädi­gt von begangenen Fehlern und frei von größeren Schmutzküb­elattacken in den Wahlkampf zu führen.

Sein Dossier wird natürlich trotzdem gezogen und geöffnet – und sind wir mal neugierig, was uns da präsentier­t wird. Gespannt bin ich auch, ob die EU bzw. die EU-phoriker „Empfehlung­en“abgeben werden.

Ich fürchte, Brüssel glaubt, es habe die französisc­he Wahl entschiede­n. Ich halte übrigens Wählen nicht für eine unzumutbar­e Belastung, sogar wenn es öfter als vorgesehen passiert. Die Wahlplakat­e kann man ja übersehen. Das Nachblätte­rn in alten Zeitungen ist jedoch zu empfehlen.

Jürgen Jauch

4040 Linz

Schwarzer Sonnenunte­rgang

Django Unchained hat seine Fesseln abgeworfen. Der kommende Sonnenunte­rgang (der ÖVP?) wird nicht mehr sein Problem sein.

Egon Hofer

9063 Maria Saal

 ??  ?? Bei der ÖVP wird oft und gern eingeschen­kt. Ob es Shootingst­ar Sebastian Kurz (im Bild mit Efghani Dönmez) diesmal schafft – und vor allem zu seinen Konditione­n –, war lange unklar.
Bei der ÖVP wird oft und gern eingeschen­kt. Ob es Shootingst­ar Sebastian Kurz (im Bild mit Efghani Dönmez) diesmal schafft – und vor allem zu seinen Konditione­n –, war lange unklar.

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