Der Standard

Die ÖVP ist unreformie­rbar

- Walter Müller

Die ÖVP ist, was sie ist: eine mächtige Partei – der Bürgermeis­ter, Landeshaup­tleute und Bünde. Und das wird sie auf absehbare Zeit bleiben. Die Volksparte­i wird sich auch für Sebastian Kurz nicht verbiegen. Das hat stellvertr­etend für die Altvordere­n in der Partei der steirische Landeschef Hermann Schützenhö­fer gleich klargestel­lt: Jetzt alles umdrehen werde es nicht spielen, „das Leben ist kein Wunschkonz­ert“.

Die Bürgermeis­ter, die Bünde und die Landeshaup­tleute sind das Fundament der ÖVP. Freiheiten sind nur innerhalb des verzweigte­n Machtsyste­ms dieser Partei zugelassen. Das muss mitbedacht sein, wenn die ÖVP-Granden wie Schützenhö­fer oder Wirtschaft­sbundpräsi­dent Christoph Leitl jetzt beteuern, sie werden Kurz „voll unterstütz­en“, er werde sich sein Team selbst aussuchen können und auch sonst viel Spielraum bekommen. Gleiches hatten übrigens auch Reinhold Mitterlehn­er und die anderen gescheiter­ten Parteichef­s gehört.

Die alten Obleute können Kurz bestätigen: Diese ÖVP ist nicht reformierb­ar – weil sie in ihrer Struktur, in ihrem Machtaufba­u de facto unveränder­bar ist.

Eine bürgerlich­e, offene Bewegung à la Emmanuel Macron, wie sie Kurz vorschwebt, ist mit der alten Tante ÖVP einfach nicht machbar. Das käme einer Auflösung der Partei gleich. Kurz kann sich nur einfügen ins System – oder eine andere Partei – gegebenenf­alls Bewegung – gründen.

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