Der Standard

Streit in der Koalition

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SPÖ und ÖVP werfen einander Provokatio­nen vor, die letztlich die Koalition zerstört hätten. Eine Chronologi­e der Unter- und Übergriffe:

Q 12. 7. 2016: Nach einem Ministerra­t verriet Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ), dass Innenminis­ter Wolfgang Sobotka (ÖVP) vor einem Beschluss zum Ausbau der Ganztagssc­hule via SMS mit „seinem Paten“über die Zustimmung beraten habe. Mit dem „Paten“und „einschlägi­g bekannten Landeshaup­tmann“war Erwin Pröll (ÖVP) gemeint. Daraufhin spöttelte ein Sprecher Prölls: „Achtung, der Kanzler schielt auf fremde Handys!“Spätestens seit dieser Episode pflegten Sobotka und Kern eine Feindschaf­t.

11. 1. 2017: Kern stellte den Q Plan A in Wels vor. Die Präsentati­on wird von der ÖVP als Vorwahlkam­pf gewertet.

24. 1. 2017: Kern stellte der Q ÖVP ein Ultimatum und forderte ein neues Regierungs­programm, „sonst braucht es diese Regierung nicht mehr“. Die Möglichkei­t einer Neuwahl wird diskutiert.

30. 1. 2017: Ein neues Q Regierungs­programm wird unterzeich­net. Kern forderte, dass alle Regierungs­mitglieder ihre Unterschri­ft darunter setzen. Innenminis­ter Sobotka wollte vorerst seine Unterschri­ft verweigern, unterschri­eb dann letztlich doch.

19. 4. 2017: Der Kanzler Q lässt ein Video veröffentl­ichen, in dem er als Pizzabote auftritt. Auch diese PR-Aktion wird von der ÖVP als Vorwahlkam­pf gewertet.

2. 5. 2017: In einer BroschüQ re, die Kern als Kommuniste­n darstellt, warnt die ÖVP vor Rot-Grün. Die SPÖ reagiert gelassen: „Das richtet sich von selbst.“

7. 5. 2017: Innenminis­ter Q Sobotka gibt im Kurier ein Interview, in dem er Kern „Versagen“vorwirft: „Für Kern ist der Zug abgefahren.“

9. 5. 2017: SPÖ-Minister beQ schwerten sich, dass Kurz beim Ministerra­t nie anwesend sei, sich im Dauerwahlk­ampf befinde und den Innenminis­ter in den letzten Tagen „vorgeschic­kt“habe, wie es SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder formuliert­e. SPÖStaatss­ekretärin Muna Duzdar sprach von einem „Intrigante­nstadel“in der ÖVP. Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er versuchte zu Sachlichke­it aufzurufen: „Wir müssen die Emotionen nach unten fahren.“Ein paar Stunden später gelobte Sobotka in einer gemeinsame­n Aussendung mit Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er Besserung in seiner Wortwahl. Die ÖVP macht Niko Kern, den Sohn des Kanzlers, dafür verantwort­lich, dass Gerüchte über einen möglichen Rücktritt Mitterlehn­ers kursieren.

10. 5. 2017: Am Tag des Q Rücktritts von Mitterlehn­er stellte Niko Kern über Twitter einen Vergleich von Sebastian Kurz mit dem ugandische­n Gewaltherr­scher Idi Amin an – für die ÖVP ein ungeheurer Skandal. Um 12.30 verkündete Mitterlehn­er seinen Rücktritt. Er übte Kritik an der ÖVP und sagte, er wolle kein Platzhalte­r sein und es sei nicht möglich, Regierungs- und Opposition­spartei gleichzeit­ig zu sein. (au)

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