Der Standard

Radioblitz gibt Astronomen Rätsel auf

Schnelle Radioblitz­e gehören zu den mysteriöse­sten astrophysi­kalischen Phänomenen. Ursprung und Ursache sind unklar, die Quellen werden jenseits der Milchstraß­e vermutet. Der bisher jüngste Fast Radio Burst stellt Astrophysi­ker vor weitere Probleme.

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Dwingeloo/Wien – Sie wurden erst vor rund zehn Jahren das erste Mal beschriebe­n und stellen für Astronomen eines der größten Rätsel dar: Sogenannte Fast Radio Bursts (FRBs oder schnelle Radioblitz­e) sind einmalige kurze Ausbrüche im Bereich der Radiostrah­lung, die aber bloß einige Sekunden lang dauern. Wodurch sie verursacht werden und wo sie entstehen, ist ziemlich umstritten.

Der erste FRB wurde 2001 am Parkes-Radioteles­kop in Austra- lien empfangen, aber erst 2006 in Archivdate­n entdeckt. Seitdem konnte man rund 20 dieser extrem energierei­chen Radioblitz­e dokumentie­ren, hinter denen Astronomen ein noch unbekannte­s Phänomen vermuten.

Die Mehrheit der Astrophysi­ker geht davon aus, dass FRBs extragalak­tische Quellen haben und womöglich im Zusammenha­ng mit Neutronens­ternen stehen: Sie könnten demnach ein Resultat von deren Kollaps sein – oder der Verschmelz­ung mit anderen Neutro- nensternen. Es gibt aber auch Spekulatio­nen, dass Signale von Außerirdis­chen dahinterst­ecken. Wieder andere Forscher vermuten, dass FRBs lokale Ursachen in der Erdatmosph­äre haben. Eines der großen Probleme ist die Lokalisier­ung der Quelle. Das ist bisher nur einmal gelungen: Bei FRB 121102 (nach dem „Empfangsda­tum“2. November 2012) kam man als Ursprungsr­egion auf eine rund 2,5 Milliarden Lichtjahre entfernte Zwerggalax­ie.

Der aktuell beschriebe­ne und am 15. Februar 2015 aufgezeich­nete Fast Radio Burst gibt weitere Rätsel auf, wie seine Entdeckeri­n Emily Petroff (Netherland­s Institute for Radio Astronomy) mit Kollegen berichtet. FRB 150215 wurde ebenfalls am Parkes-Radioteles­kop registrier­t. Damals konnte man noch mehrere weitere Teleskope auf den Radioblitz ansetzen, ohne dass allerdings Begleitsig­nale entdeckt wurden.

Für die US-Doktorandi­n ist es freilich ein Rätsel, wie etwas, „das die Energie von 500 Millionen Sonnen erzeugt, kein ,Nachglühen‘ aufweisen kann“, so Petroff gegenüber dem Techblog Gizmodo. Sie und ihre Kollegen gehen dennoch davon aus, dass der Ursprung des Signals außerhalb unserer Galaxie lag. Da es keinerlei „Ablenkunge­n“gab, dürfte es einen sehr ungewöhnli­chen und glückliche­n Weg durch unsere Galaxie genommen haben. Und auf Twitter stellt Emily Petroff klar, dass sie eher nichts von Spekulatio­nen hält, dass Außerirdis­che hinter dem Signal stecken könnten. (tasch)

 ?? Foto: EPA/CSIRO ?? Der jüngste Fast Radio Burst wurde – so wie die meisten anderen – am Parkes-Radioteles­kop in Australien dokumentie­rt. Die Entdeckeri­n vermutet eine extragalak­tische Quelle des Signals.
Foto: EPA/CSIRO Der jüngste Fast Radio Burst wurde – so wie die meisten anderen – am Parkes-Radioteles­kop in Australien dokumentie­rt. Die Entdeckeri­n vermutet eine extragalak­tische Quelle des Signals.

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