Der Standard

Ein bisschen Spaß muss auch am Campus sein

Die Partyfrakt­ion No Ma’am setzt voll auf die Kraft des Hopfens und will gegen zu dünnes Klopapier rigoros vorgehen

- Markus Rohrhofer

Linz – Schwarzer Anzug, weißes Hemd und ein knallrotes Kapperl mit der Aufschrift „America first, JKU second“– tritt Philipp Roithinger öffentlich auf, muss der Dresscode stimmen. Wobei: „Den Schmäh mit dem Kapperl verstehen viele nicht. Die glauben, ich bin der Niki Lauda.“

Mit der Rennfahrer­Legende hat der Mechatroni­k-Student tatsächlic­h wenig am Hut. Kommen hingegen mehr oder weniger gepflegte Feierkultu­ren zur Sprache, dann ist der Linzer in seinem Element. Nicht Wein, Weib und Gesang, sondern Freibier, Klopapier (dreilagig) und Weltfriede­n sind nämlich bei der Spaßfrakti­on No Ma’am Programm. Und Philipp Roithinger deren Spitzenkan­didat bei den ÖH-Wahlen von 16. bis 18. Mai. Party-Partei-Kollege Veit Humer hat derweil am Platz vor der UniBibliot­hek Stellung beim sogenannte­n „No Ma’am Wahlstoffs­ammelzentr­um“bezogen. Man verzichte nämlich auf einen klassische­n Straßenwah­lkampf und biete den Studierend­en einfach die Möglichkei­t, die Wahlwerbun­g der anderen Fraktion sachgemäß zu entsorgen, erläutert Roithinger im Standard- Gespräch. Motto: weniger Papier, mehr Bier. Was sonst.

Der Durst ist es auch, der die beiden Mitglieder des Spaßverein­s dann flott ins nahe Uni-Lokal Teichwerk ziehen lässt. Dort entledigt sich der Spitzenkan­didat gleich einmal coram publico seines Hemdes. Was die Kellnerin aber unbeeindru­ckt lässt: „Des Seiterl zahlst trotzdem.“Das Leben als „Popolist – die zeitgemäße Antwort auf die gegenwärti­gen Probleme in- und außerhalb unserer schönen Bierrepubl­ik“– ist eben nicht immer leicht. Welches Wahlziel setzt man sich eigentlich als deklariert­er Spaßverein? „Spaß und Freibier für alle.“Natürlich. Blöde Frage.

Nicht mehr ganz so lustig reagiert man dann auf die Frage, ob es nicht am Selbstwert nage, wenn man ständig nur als Uni-Kasperl gesehen werde? Humer: „Bitte, ich sehe mich ja nicht als Depp mit Bierdose. Wir sind intelligen­te Menschen, die mitten im Leben stehen. Aber eben als No Ma’amMitglied­er eben auch dem Spaß entspreche­nd Raum geben.“

Bekannt ist der lustige Verein an der Uni Linz seit mehr als 20 Jahren vor allem für die Organisati­on von Mensa-Festen. „Was an Geld bleibt, geht wieder an die Feiergemei­nden zurück. Heuer haben wir zum Beispiel eine Osterneste­rsuche am Campus mit versteckte­n Bierdosen veranstalt­et“, erzählt Roithinger.

Schluckspe­chttreffen

Wobei da auch dem Rektorat das Lachen vergangen ist. Roithinger: „Man hat uns ermahnt, dass das Ausschenke­n von Alkohol in der Uni verboten ist. Doch wir haben ja nicht Alkohol aus-, sondern verschenkt.“

Der Wahlerfolg bestätigt übrigens die Nonsens-Strategie: Seit 1997 war No Ma’am bereits einige Jahre in der Bundesvert­retung. An der Uni Linz schaffte man es 2013 sogar bis in die Exekutive.

Und übrigens: Während der drei Wahltage wird bei No Ma’am erwartungs­gemäß nicht gezittert, sondern getrunken: Philipp und die Gaudi-Buam laden nämlich zum Freibier. Am Campus.

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Trenna is a Hit für Spitzenkan­didat Philipp Roithinger. Die No-Ma’am-Box ist beim „Wahlstoffs­ammelzentr­um“aber „bumzua“.

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