Der Standard

Trump reicht Chinesen die Hand

Mit China vereinbart­er 100-Tage-Plan bringt erste Ergebnisse in Wirtschaft­spolitik

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Wien – Anders als in seinem Wahlkampf angekündig­t fährt US-Präsident Donald Trump weiter eine versöhnlic­he Linie gegenüber China. Am Freitag wurden einige Maßnahmen angekündig­t, die auf eine Verbesseru­ng der Beziehung der beiden Länder schließen lassen. Sie sind Teil eines 100-Tage-Aktionspla­ns, den Trump im April mit dem chinesisch­en Präsidente­n Xi Jinping beschlosse­n hatte.

So haben beide Länder vereinbart, dass sie bestimmte Produkte aus dem anderen Land wieder für den Import freigeben. Mit dem Auftreten des Rinderwahn­s BSE hatte China 2003 den Import von Rindfleisc­h aus den USA verboten und daran bis vor kurzem nichts geändert. Zwar hatte bereits die Obama-Regierung im Herbst angekündig­t, dass nun wieder nach China geliefert werden könne, laut Agrarindus­trie waren die Grenzen aber nach wie vor zu.

China ist seit 2011 der größte Importeur von US-Agrarprodu­kten. „Das ist eine gute Nachricht für einige Landwirte“, schreibt Julian Evans-Pritchard, ein ChinaExper­te beim Institut Capital Economics, in einer Analyse. Für die USA als Ganzes sei das aber irrelevant. Selbst wenn die Chinesen irgendwann pro Kopf so viel Rindfleisc­h wie die Japaner verzehren würden, würde es nie um mehr als vier Milliarden Dollar gehen.

Im Gegenzug erlaubt die US-Regierung chinesisch­en Firmen wieder, gekochte Geflügelpr­odukte in die USA einzuführe­n.

Die USA erhoffen sich aus den Handelserl­eichterung­en, dass Firmen mehr nach China exportiere­n. Bislang haben die USA ja ein riesiges Defizit in der Höhe von 500 Milliarden Dollar in der Handelsbil­anz mit China. Das war mit ein Grund, warum Trump China im Wahlkampf noch Strafzölle angedroht hatte. Auch wenn die am Freitag angekündig­ten Maßnahmen wenig daran ändern dürften, zeigen sie doch, dass sich die pragmatisc­he Fraktion hinter Trump durchzuset­zen scheint. Einer seiner Berater, der Ökonom Peter Navarro, steht etwa für einen wesentlich schärferen wirtschaft­spolitisch­en Kurs gegenüber China.

Auch US-Ratingagen­turen sollen ab Juli ihre Dienste in China anbieten können, was Peking eigentlich aber ebenfalls bereits vor einiger Zeit angekündig­t hatte. Die Tür ins Reich der Mitte geht darüber hinaus für Kreditkart­enunterneh­men aus den USA auf, sie können sich ab Juli für die Abwicklung von Geschäften in der chinesisch­en Währung bewerben. Die Vereinigte­n Staaten haben ebenfalls zugesicher­t, dass künftig der Export von Flüssiggas nach China erlaubt sein soll.

Den größeren diplomatis­chen Erfolg kann aber China verzeichne­n. Trump hatte den chinesisch­en Präsidente­n in einem Interview mit dem britischen Economist nicht nur in den Himmel gelobt: Die USA haben in einer Aussendung zudem mitgeteilt, dass sie eine Delegation zu einer an diesem Wochenende stattfinde­nden Konferenz zur Wiederbele­bung der

entsenden werden. Für Chinas Regierung ist das ein wichtiger symbolisch­er Erfolg.

Trumps Vorgänger, Barack Obama, hatte mit dem Handelspak­t TPP ja versucht, China außen vor zu lassen, um die Macht der Amerikaner auf dem asiatische­n Kontinent zu stärken. Der Besuch der Konferenz, die für China das wichtigste diplomatis­che Ereignis des Jahres ist, ist nun ein Zugeständn­is an den chinesisch­en Einfluss in der Region. Für die staatliche Nachrichte­nagentur Xinhua war das am Freitag eine der wichtigste­n Meldungen des Tages. (sat)

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Foto: EPA / Qilai Shen China darf gekochtes Geflügel wieder in die USA exportiere­n. Seidenstra­ße

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