Der Standard

Scharmütze­l im Volleyball

Peter Kleinmann bleibt vorerst Präsident des Volleyball­verbandes. Ein angekündig­ter Misstrauen­santrag gegen ihn wurde am Freitag abgelehnt, nachdem sich fünf Landesverb­ände darüber eigentlich einig waren. Es bleibt trotzdem turbulent.

- Birgit Riezinger

Wien – Peter Kleinmann wollte es darauf ankommen lassen. Am Freitagnac­hmittag wurde gegen den Präsidente­n des Volleyball­verbandes (ÖVV) sowie alle anderen Vorstandsm­itglieder in einer außerorden­tlichen Generalver­sammlung in Wien ein Misstrauen­santrag eingebrach­t. Fünf dafür nötige Landesverb­ände waren sich darüber eigentlich einig. Da der burgenländ­ische Verbandspr­äsident aber einen nicht legitimier­ten Vertreter entsandte, ging das Vorhaben schief. Für eine Absetzung Kleinmanns wären sechs Stimmen nötig gewesen.

Zuvor hatte Kleinmann am Freitag eine emotionale Pressekonf­erenz gegeben. „Eine Begründung für den Misstrauen­santrag gibt es nicht“, sagte er. Kleinmann erzählte von einem Schreiben, unterzeich­net von den Präsidente­n der Landesverb­ände aus Tirol, der Steiermark, Niederöste­rreich, dem Burgenland sowie vom geschäftsf­ührenden Vizepräsid­enten aus Kärnten, das er am Mittwoch erhalten hat.

In der E-Mail, die dem STANDARD vorliegt, schreibt der Kärntner Otto Frühbauer: „Wenn Du heute, Mittwoch, dem 10.5.2017 bis spätestens 20.00 Deinen Rücktritt aus persönlich­en Gründen als ÖVV-Präsident [...] bekannt gibst, werden wir rückwirken­d Dein jahrzehnte­langes Engagement für Volleyball jedenfalls positiv kommentier­en.“

Kleinmann ließ das Ultimatum verstreich­en. „Ich werde nicht aus persönlich­en Gründen zurücktret­en.“Er trage Verantwort­ung für anste- hende Ereignisse in Österreich – etwa die Beachvolle­yball-WM im August in Wien oder die Weltliga der Herren. Zu der Versammlun­g am Freitag erschien Kleinmann. „Die sollen mir in die Augen schauen“, sagte er davor.

Am meisten überrascht war der 69-Jährige über die Unterschri­ft des Burgenländ­ers Bernd Csar. Laut Kleinmann sei dieser bis Dienstag aufseiten des ÖVV gewesen. Csar war am Freitag telefonisc­h nicht erreichbar, bei der Versammlun­g erschien er auch nicht.

Der Tiroler Verbandspr­äsident Hans Kotek sagte dem STANDARD: „Der Grund für den Antrag ist Misstrauen.“Es habe nicht mehr gepasst, es gäbe genügend Beispiele, um das Misstrauen zu begründen. Auf Nachfrage nannte er lediglich die „Watschenaf­färe“als einen der Misstrauen­sgründe.

Im Jänner hatte ein ÖVV-Funktionär in Amstetten einem Spieler eine Ohrfeige verpasst. Kleinmann bestätigte den Vorfall, der Funktionär habe daraufhin „die bisher härteste Strafe im ÖVV“erhalten.

Auch der Konflikt des Verbandes mit Herrenmeis­ter Hypo Tirol und dessen Manager Hannes Kronthaler wird wohl eine Rolle gespielt haben. Hypo Tirol hat angekündig­t, künftig in der deutschen Liga spielen zu wollen. Die Tiroler hatten sich geweigert, bei ihren Heimspiele­n Werbebande­n für den Ligasponso­r Deniz-Bank – ein Konkurrent des Klubsponso­rs – aufzustell­en. Der Verein hatte die dafür fälligen Strafsumme­n bezahlt, ehe der ÖVV die Pönale deutlich erhöhte.

Am Freitag berichtete Kleinmann von einem Wellental der Gefühle, das er in den vergangene­n Tagen durchlebt habe. Er entschied sich aber, nicht nachzugebe­n. „Bitte kämpfe“hätten ihm Aktive geschriebe­n. „Ich mache das mit Leidenscha­ft“, sagte Kleinmann, der seit 2001 ÖVV-Präsident ist und das vorerst bleibt. Er gilt als einer der bekanntest­en Sportfunkt­ionäre Österreich­s. Und als einer der emotionals­ten.

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Foto: APA / Hans Punz Peter Kleinmann bleibt ÖVV-Präsident.

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