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Münterlein V – Das letzte Kapitel

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(Muttertag 2068. Ein Friedhof. Dunkle Wolken. Fern Donnergrol­len. Vor dem frisch aufgeschüt­teten Grab der 94-jährigen Marianne deren Sohn Ralf (63) und dessen Sohn Rolfi (15). Ralf arrangiert Blumen und singt halblaut vor sich hin.) RALF: Münterlein, Münterlein, einmal muss geschieden sein ... mmmhmm ... (Richtet sich auf.) Tja, liebe Munter, es ist nicht zu ändern. Gevanter Tod ist unerbintli­ch. ROLFI (besorgt zum Himmel blickend): Papa? RALF: Still, Rolfi. Ich red’ mit der Oma. ROLFI: Aber mir scheimb – RALF: Ruhe jetzt! (Singt wieder:) Münterlein, wie bist du still, / verstummt dein heit’res Lachen. / Du kannst, red’ ich auch, wie ich will, / mich nicht zum Trontel machen. (Lacht hysterisch.) ROLFI: Bitte, Papa, gehen wir! Mir scheimb, es komb ein Gewinter! RALF: Wie redest du denn?! Gewitter heißt das! Das Doppel-t ist mein Defekt, den lässt du schön mir! Du hast deinen eigenen! (Wendet sich wieder dem Grab zu. Singend, mit einem Anflug von Wahnsinn:) Munter, hörst du, was ich sage? / Bunter, Funter, Muntertag, / Schlinten, Schanten, Rantenplag­e, / Schninten, Planten – (Schwerer Donnerschl­ag. Rolfi wirft sich zu Boden.) ROLFI (panisch): Papa! Rente dich! Die Gönter simb dir feimb! (Aus der Erde des Grabhügels schießt eine Hand hervor. Ihr Zeigefinge­r zeigt auf Ralf. Ralf will fliehen, ist aber wie angewurzel­t.) STIMME VON OBEN (donnernd): Ohnwördige­r! Do ährtest nächt die Motter! Non kann däch nächts mehr retten! (Ein Blitz fährt nieder und trifft Ralf. Nur ein Häufchen Asche bleibt von ihm. Vorhang.)

Vgl. dazu auch: derStandar­d.at/1336696641­982/Muenterlei­n derStandar­d.at/1363710674­660/Muenterlei­n-2---Das-Grauen-geht-weiter derStandar­d.at/2000015509­083/Antonio-Fian-Muenterlei­n-III-das-Grauenende­t-nie derStandar­d.at/2000036558­474/Antonio-Fian-Muenterlei­n-IV-Tag-der-Rache

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