Der Standard

Die FPÖ als lachender Dritter

Kern und Kurz gehen lieber eine Koalition mit den Blauen als miteinande­r ein

- Alexandra Föderl-Schmid

Ein flotter Dreier wird das. Aber nicht mit-, sondern gegeneinan­der werden die Herren Kern, Kurz und Strache die nächsten Monate agieren. Es werden die Fetzen fliegen, die Untergriff­e zunehmen, die Bandagen härter werden. Das lässt sich leicht vorhersage­n, denn die vergangene­n Wochen haben eine Ahnung davon vermittelt, was Österreich in den nächsten Monaten bevorsteht. Jeder der drei Politiker hat eine realistisc­he Chance, nächster Bundeskanz­ler zu werden. Person wird vor Programm stehen, weshalb die persönlich­en Angriffe heftig – wahrschein­lich auch deftig – ausfallen werden.

Sebastian Kurz, der in den vergangene­n Tagen von den eigenen Granden geradezu als Messias gepriesen worden ist, führt die Umfragen vor dem amtierende­n Regierungs­chef Christian Kern an. Das Angebot von Kern, in einer „Reformpart­nerschaft“mit ihm und der ÖVP weiterzure­gieren, hat der Außenminis­ter klar abgelehnt und Neuwahlen gefordert. Das ist konsequent.

Dass Kern öffentlich Neuwahlen ablehnt und mit Opposition­sparteien über wechselnde Mehrheiten verhandelt, ist der durchsicht­ige Versuch, der ÖVP den schwarzen Peter zuzuschieb­en. Dabei ist auch die SPÖ seit Kerns Plan-A-Präsentati­on zu Jahresbegi­nn im Wahlkampfm­odus. Dass die ÖVP womöglich die FPÖ zur Durchsetzu­ng eines Neuwahlant­rags braucht, vermag der SPÖ nur kurzfristi­g zu einem Wahlkampfa­rgument zu verhelfen. Das vermeintli­che Bummerl hat durch den Kurz-Vorstoß ohnehin schon die ÖVP. Aber viele werden sich Reinhold Mitterlehn­er anschließe­n, der gemeint hat: „Ich finde, es ist genug!“Denn das trifft auch auf die Zumutungen der Zusammenar­beitK in dieser Regierung zu. urz wird sich als Zukunftsho­ffnung präsentier­en und mit einem FPÖ-Smart-Programm positionie­ren. Für sein Wahlprogra­mm hat er schon vorgearbei­tet in den vergangene­n Monaten: Er hat in seiner kurzen Erklärung auf seine Position in der Integratio­n, bei der Schließung der Westbalkan­route und in der Türkei-Frage verwiesen. Seine zunehmend EU-kritische Positionie­rung, mit der der Außenminis­ter Grundwerte der Union infrage stellt, ist nicht nur in Brüssel aufgefalle­n.

Die ÖVP-Landeshaup­tleute und die Funktionär­e werden sich hinter ihrem „Star“(Copyright: Thomas Stelzer) versammeln und ihm seine Wünsche zumindest an diesem Wochenende nicht verwehren. Sie werden dennoch versuchen, so weiterzuma­chen wie bisher, denn Mitterlehn­ers Kritik an den „strukturel­len Problemen“ist ungehört abgeprallt. Nicht wenige in der ÖVP sind ohnehin skeptisch, ob der politische Überfliege­r nicht bereits so abgehoben ist, dass er den Mühen der Ebene nicht gewachsen oder noch gar nicht bereit ist. Kurz hat am Freitag seine Bedingunge­n genannt, aber offengelas­sen, ob er sich den Parteivors­itz überhaupt antun will oder er nur als jüngster Kanzlerkan­didat aller Zeiten zur Verfügung steht.

Plötzlich alt schaut in dieser Konstellat­ion der seit elf Jahren amtierende FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache aus, der in Umfragen sogar von Norbert Hofer überholt wird. Die Freiheitli­chen könnten sich aber als der lachende Dritte herausstel­len. Kern und Kurz haben nicht nur viele ihrer Themen übernommen. Es scheint auch schwer vorstellba­r, dass beide nach einem harten Wahlkampf eine gemeinsame Koalition schmieden. Sowohl für die ÖVP als auch für die SPÖ bleibt damit nur die FPÖ als Koalitions­partner.

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