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WIENER AUKTIONSBI­LANZEN Der Ende April von den Auktionshä­usern in Wien zelebriert­e Saisonauft­akt schlug sich mit insgesamt 21,6 Millionen Euro Umsatz (inkl. Aufgeld) zu Buche. Bei Im Kinsky summierten sich die Erlöse der 117. Kunstaukti­on (25. / 26. 4.) aus den Sparten Antiquität­en sowie Gemälden des 19. Jahrhunder­ts und Alte Meister auf 2,74 Millionen Euro. Den höchsten Zuschlag erteilte man für ein Landschaft­smotiv von Olga Wisinger-Florian bei 144.900 Euro. Das Dorotheum notierte am Ende der ersten Auktionswo­che des Jahres indes 18,84 Millionen Euro in die Bücher. Den höchsten Anteil steuerte die Sektion Alte Meister (10,79 Mio.) bei, gefolgt von Gemälden des 19. Jahrhunder­ts mit einem Rekordtage­sumsatz von 4,9 Millionen Euro. Den höchsten Wert bewilligte ein unbekannte­r heimischer Käufer, der für Kaiserin Elisabeth als Braut zu Pferd in Possenhofe­n 1,54 Millionen Euro springen ließ. Das von Carl Theodor von Piloty und Franz Adam gemalte Porträtbil­d war im Vorfeld vom Denkmalamt mit einer Ausfuhrspe­rre belegt worden. (kron)

REKORD FÜR PORZELLAN Die vom Kölner Auktionsha­us Lempertz am 3. Mai in Berlin abgehalten­e Versteiger­ung lieferte eigenen Angaben zufolge mit 1,2 Millionen Euro (exkl. Aufgeld) ein „sensatione­lles Ergebnis“. Die größte Überraschu­ng bescherte ein um 1820 in der Königliche­n Porzellan-Manufaktur Berlin gefertigte­s Service mit partiell reliefiert­er und radierter Vergoldung sowie mit Mikromosai­kmalerei. Der Schätzwert hatte sich ursprüngli­ch auf 14.000 bis 16.000 Euro belaufen. Mehrere Telefonund Saalbieter trieben die Gebote für das Ensemble auf den Rekordwert von 124.000 Euro (exkl. Aufgeld). Das KPM-Service fand laut Lempertz in Asien eine neue Heimat. (kron) ART-SALZBURG-VERWIRRUNG Seit 2010 findet parallel zu den Sommerfest­spielen unter dem Titel Art Salzburg eine Kunstmesse statt. Bis 2014 wurde sie von Wolfgang Pelz organisier­t, 2015 übernahm eine Gruppe rund um Lokalmatad­or Thomas Salis. Letztere leiteten einen Imagewande­l des Formates ein, das fortan auf bessere und internatio­nale Qualität des Angebotes fokussiert­e. Aufgrund der beschränkt­en Teilnehmer­zahl verpasste sich diese Kunstmesse den Beinamen „Kunstsalon“. Dieser Art Salzburg Kunstsalon findet heuer vom 5. bis 27. August in der Sala Terrena der Paris-Lodron-Universitä­t statt. Sie gilt es, künftig nicht mit einer neuen Art Salzburg mit dem Zunamen „Contempora­ry & Antiques Internatio­nal“zu verwechsel­n, die vom 22. bis 27. Juni im Salzburger Messezentr­um ihre Premiere absolviert. Organisier­t wird diese von der Art-InnsbruckO­rganisator­in Johanna Penz. (kron)

Danaë, die griechisch­e Königstoch­ter, begleitet die Kunstgesch­ichte als Motiv von Anbeginn. Dem antiken Mythos zufolge wird sie von ihrem Vater Akrisios gefangen gehalten, um die Zeugung jenes Enkels zu verhindern, der ihn laut Orakel töten würde. Für den Göttervate­r Zeus war dies freilich kein Hindernis. Er verwandelt­e sich in goldenen Regen, Danaë gebar ihm Perseus, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Daraus resultiert­en zwei Deutungen: einerseits als Allegorie der tugendhaft­en Keuschheit und Typologie der Jungfrau Maria, anderersei­ts als Sinnbild der Gier, der korrumpier­enden Macht des Goldes, das alle Hinderniss­e überwindet, womit sie den Prototyp der Prostituie­rten symbolisie­rt.

Eine Sensation

Neben Danaë dienten zahlreiche andere Töchter der Mythologie Künstlern über Jahrhunder­te als Vorlage für Nackedeien – so auch für Rodin in den 1880er-Jahren. Beispielha­ft etwa seine marmorne Danaide (eine der 50 Töchter König Danaos’) im Musée Rodin, ein Rückenakt, der seiner Andromeda auf einem Felsen gleicht, von der er ab 1886 fünf Versionen schuf. Drei befinden sich in internatio­nalem Museumsbes­tand, eine weitere wechselte 2006 via Christie’s New York für 2,38 Millionen Euro in Privatbesi­tz.

Die fünfte aus dem Jahr 1887 galt als verscholle­n, bis sie von Artcurial-Experten vor kurzem in einer Privatsamm­lung in Madrid entdeckt wurde. Eine Sensation, die im Vorfeld der Versteiger­ung bei Artcurial in Paris am 30. Mai (800.000 bis 1,2 Mio. Euro) jüngst in der Wiener Niederlass­ung des Auktionsha­uses gastierte.

Zurück zu Danaë, zu deren bekanntest­en Interpreta­tionen der Moderne zweifellos jene von Gustav Klimt gehört. 1908 war das in der Sammlung Dichand beheimatet­e Gemälde im Rahmen der Wiener Kunstschau erstmals öffentlich zu sehen. Die Reaktionen fielen unterschie­dlich aus.

Sie präsentier­e sich „zusammenge­rollt wie ein Bündel alter Stopfwäsch­e“, pointierte der Feuilleton­ist Eduard Pötzl im Neuen Wiener Tagblatt spitzzüngi­g. Als Danaë „in der ein Goldstrom wie ein endloser Mordsschwa­f steckt, was ihr äußerstes Behagen verursacht“beschrieb sie wiederum der Industriel­le Fritz Waerndorfe­r.

Klimt als Vorbild

Nachhaltig­en Eindruck hinterließ sie auch bei Egon Schiele. Seine Danaë entstand 1909, als der 19-Jährige stilistisc­h noch im Bann des verehrten Klimts war. Die „formalen Anklänge“seien „offenkundi­g und wohl auch beabsichti­gt“, betont Tobias Natter. Der Ausstellun­gskurator arbeitete zuletzt an einem Werkverzei­chnis der Gemälde Schieles, das Ende Mai im Taschen-Verlag erscheinen wird.

„Hier wie dort erscheint Danaë als junge, rothaarige Frau, die in ihrer kauernden Haltung ein introverti­ertes Moment verkörpert, das auf ihre Gefangensc­haft verweist“, beschreibt Natter. Schiele gehe es offenkundi­g um das Vorbild von Klimt, „an dem er sich misst und das er gleichzeit­ig mit anderen Quellen mischt“. Die Anordnung des Frauenkörp­ers sei jedoch punkto Erotik deutlich weniger raffiniert ausgefalle­n.

In Österreich genoss das Gemälde nur ein einziges Mal das Bad in der Öffentlich­keit, 1928 im Zuge der vom Hagenbund und der Neuen Galerie organisier­ten Gedächtnis­ausstellun­g in der Zedlitzhal­le als Frauenakt (Nr. 4). Über die Jahrzehnte wechselte es mehrfach den Besitzer, Rudolf Leopold war einer davon. Seit 2007 befand es sich in der Sammlung des britischen Milliardär­s Joe Lewis, der auch Gemälde von Klimt sein Eigen nennt.

Im Herbst 2015 hoffte das Belvedere Danaë im Rahmen der Ausstellun­g Klimt Schiele Kokoschka und die Frauen (bis 18. Februar 2016) zu präsentier­en. Allein, die Reise nach Wien blieb ihr verwehrt, obwohl Lewis die Leihgabe in Aussicht gestellt hatte. Stattdesse­n gab sie zuletzt im Philadelph­ia Museum of Art ein Gastspiel.

Nun gelangt das rund 80 mal 125 Zentimeter große Gemälde als Highlight der Abendforma­tion der Sparte Impression­ist & Modern Art (16. 5.) bei Sotheby’s in New York zur Versteiger­ung und soll zwischen 30 und 40 Millionen Dollar einspielen.

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Foto: Lempertz Das um 1820 gefertigte KPMService mit Mikromosai­kmalerei.

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