Der Standard

Die Gemeinscha­ft B.R.O.T. hat in der Seestadt Aspern ihr drittes Wohnprojek­t realisiert. Es beruht auf dem Konzept solidarisc­hen Zusammenle­bens. Der Verein trat dabei als Bauträger auf und machte auch sonst vieles selbst.

- Michael Kerbler

Wien – Das Konzept, auf dem B.R.O.T. Aspern beruht, hat zwei Väter. Den Pionier des Mitbestimm­ungswohnba­us, Architekt Ottokar Uhl, der, beginnend in den 1970er-Jahren, richtungsw­eisende Partizipat­ionsprojek­te in Wien verwirklic­hen konnte. Und den Initiator von B.R.O.T., den 2015 verstorben­en Helmuth Schattovit­s. „Der soziale Aspekt war Dr. Schattovit­s ganz wichtig, nicht nur das eigene Planen des eigenen Wohnumfeld­es. Es geht um die kleine Gemeinde in der Stadt mit gegenseiti­gen Unterstütz­ungen, wie es hier im Haus gelebt wird“, beschreibt Architekt Franz Kuzmich das Hauptanlie­gen des Gründers.

Schattovit­s hat B.R.O.T. Aspern mit sechs Familien gegründet, dann kamen weitere Interessen­ten dazu. Am Beginn kreisten die Fragen um die Architektu­r und die Partizipat­ion an der Planung, erinnert sich Karl J. Mang, Mitglied der Gemeinscha­ft B.R.O.T.: „Um zu klären, wie das Haus ausschauen soll, ob ein Stiegenhau­s oder zwei Stiegenhäu­ser, wie die Innen- bzw. Außenersch­ließung konzipiert sein soll, hat uns Architekt Kuzmich mit Bauklotzst­einen in Arbeitsgru­ppen geschickt. Und wir haben damit Wunschmode­lle des Hauses entwickelt.“

Ein wesentlich­es Faktum unterschei­det B.R.O.T. Aspern von den meisten Baugruppen: Die Gemeinscha­ft war selber Bauträger. Der Verein erwarb das Grundstück in der Seestadt und hat die Aufträge an Architekte­n, Haustechni­kplaner und Statiker als Verein vergeben. Die Entscheidu­ng, als Bauträger und Generalunt­ernehmer zu fungieren, hatte zwei wesentlich­e Konsequenz­en, so Mang: „Erstens: Man kann und darf alles selber entscheide­n, muss aber dann auch mit den Konsequenz­en daraus leben. Und zweitens: Weil wir alles selber gemacht haben, konn- ten wir bei der Bausumme sparen. Und bei unserer Bausumme hat das eine Million Euro ausgemacht! Um das Geld konnten wir mehr bauen!“

Die Möglichkei­t der Partizipat­ion an Planung und Ausgestalt­ung des Hauses haben die Bewohner unterschie­dlich intensiv genutzt, erinnert sich Architekt Kuzmich. „Mitbestimm­ung ist ein Angebot und kein Zwang, was die Planungsbe­teiligung betrifft. Es gibt Bewohnerin­nen, die sich im Projekt das ‚Einfamilie­nhaus‘ planen bis ins Detail, bis hin zur Fliesendek­oration im Badezimmer. Und dann gibt es Bewohner, die sagen, wir verschiebe­n nur die eine Wand um 20 cm. Ansonsten

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