Der Standard

Bank-Austria-Pensionen beschäftig­en Gericht

Nach der Bank selbst bekämpfen jetzt auch 84 Mitarbeite­r den Transfer ins öffentlich­e Pensionssy­stem. Die „Rebellen“sehen eine Verschlech­terung der Leistungen. Der Umstieg hinterläss­t schon Spuren im Staatshaus­halt. Peter Oswald verantwort­et Mondi weltwei

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Wien – In der Bank Austria haben 84 Mitarbeite­r gegen die Übersiedlu­ng ins staatliche Versicheru­ngssystem Beschwerde eingelegt – das geht aus einer Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen FPÖ-Anfrage durch Sozialmini­ster Alois Stöger ( SPÖ) hervor. Bankintern werden die Leute „die letzten Rebellen“genannt, oder auch die Gruppe „Kaiserwass­er“, denn: Die Beschwerde­führer pflegten sich am an der Alten Donau angesiedel­ten Freizeit-, Sport- und Seminargel­ände des Instituts zu ihren Besprechun­gen zu treffen.

Der Grund dafür, dass die Mitarbeite­r lieber wieder in die Pensionsve­rsicherung der Bank und in die Krankenfür­sorgeansta­lt (KFA) der Beamtenver­sicherung zurückkehr­en möchten: Selbiges biete „viel bessere Leistungen“als der staatliche Versichere­r, etwa die Möglichkei­t, ohne Aufpreis zu Wahlärzten zu gehen, heißt es.

Der Anwalt der Beschwerde­führer, Roland Gerlach, erklärt den Grund für die Bekämpfung der Bescheide, die die Pensionsve­rsicherung­sanstalt der Angestellt­en erlassen hat, so: Die Verankerun­g des sogenannte­n ASVGÄquiva­lents habe auf Einzelvert­rägen beruht, daher hätte die Bank Austria als Vertragspa­rtner die einzelnen Mitarbeite­r um ihre Zustimmung zur Übersiedlu­ng ins staatliche Sozialvers­icherungss­ystem fragen müssen. Die Bank sieht das nicht so.

Damit, dass die Causa bald erledigt sein wird, ist nicht zu rechnen. Die Beschwerde gegen die Bescheide wird als Nächstes vom Bundesverw­altungsger­icht behandelt, Gerlach geht davon aus, dass man in der Folge Verwaltung­s- oder Verfassung­sgerichtsh­of mit der Sache beschäftig­en wird. Er werde wohl zu einem Musterverf­ahren kommen, wie der Anwalt dem STANDARD erklärt.

Bis dahin bleiben die aufmüpfige­n Banker im ASVG versichert, und das staatliche System erbringt auch alle Leistungen. Insgesamt hat die Bank Austria im Zuge einer Reorganisa­tion 3300 Mitarbeite­r in das öffentlich­e System übergeführ­t. Die Politik erschwerte den Schritt mit einer Gesetzesän­derung, die den „Übertragun­gsbeitrag“nach oben hievte. 790 Mio. Euro wurden fällig – die Bank Austria hat zwar gezahlt, aber Beschwerde beim Bundesverw­altungsger­icht eingereich­t. Sie pocht auf die frühere gesetzlich­e Regelung, die dem Institut um 500 Mio. Euro billiger gekommen wäre.

Die juristisch­en Spitzfindi­gkeiten hinterlass­en mittlerwei­le tiefe Spuren im Staatshaus­halt. Ein für die ersten drei Monate vom Finanzmini­sterium gemeldeter, über Erwartung liegender Vollzug hängt nicht zuletzt mit der Bank Austria zusammen. Dank ihres Beitrags sank der Bundeszusc­huss an die Pensionsve­rsicherung im Vorjahresv­ergleich um 763 Mio. Euro. Allerdings hat die PVA das Geld wegen der Beschwerde der Bank wieder zurücküber­wiesen. Das wird sich erst im Budget niederschl­agen. (gras) Wien/Johannesbu­rg – Der südafrikan­isch-britische Papierkonz­ern Mondi, in Österreich mit Mondi Frantschac­h und Mondi Neusiedler vertreten, wird seit Donnerstag vom Oberösterr­eicher Peter Oswald (54) geführt. Der bisherige Chef von Mondi Europe & Internatio­nal ist seit 25 Jahren in der Papierindu­strie tätig und erst im Vorjahr als OMV-Aufsichtsr­atschef zurückgetr­eten. Er folgt David Hathorn nach.

Mit dem Aufstieg von Oswald an die Spitze des Weltkonzer­ns mit zuletzt 6,7 Milliarden Euro Umsatz wird vermutlich auch das globale Headquarte­r der MondiGroup von Südafrika nach Wien verlegt, berichtet das Wirtschaft­smagazin trend. Mondi beschäftig­t 25.000 Mitarbeite­r in 30 Ländern.

Oswald ist Betriebswi­rt und Jurist. Seine Karriere begann er bei KTM Österreich und der Deutschen Bank. Der Frantschac­hGruppe trat er 1992 bei, 2004 übernahm er die Leitung vom langjährig­en Frantschac­h-Chef Veit Sorger. Frantschac­h wurde gleichzeit­ig mit ihrem Schwesteru­nternehmen Mondi Packaging fusioniert. Zwischen 2008 und 2016 war er im Aufsichtsr­at der Telekom Austria, der Miba und der OMV.

Mondi wurde 1967 in Südafrika vom Bergbaukon­zern Anglo American gegründet. Die österreich­ischen Unternehme­n Neusiedler und Frantschac­h wurden in den 1990er-Jahren in die Gruppe eingeglied­ert. Im ersten Quartal 2017 ist das operative Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresq­uartal um 6 Prozent auf 269 Mio. Euro zurückgega­ngen. (APA)

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Es wird noch viel Wasser die Donau hinabfließ­en, bis die Causa Bank Austria gegen Pensionsve­rsicherung entschiede­n sein wird.

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