Der Standard

Rapids Aktie ist Maximilian Wöber

Der 19-jährige Maximilian Wöber hat von der Krise in Hütteldorf profitiert, reifte zum Stammspiel­er. Dem Innenverte­idiger wird eine große Zukunft vorhergesa­gt. In der Gegenwart möchte er Red Bull Salzburg ärgern.

- Christian Hackl

Wien – Es gibt im globalen Fußball durchaus gelungener­e Debüts. Irgendwann wird der 19-jährige Maximilian Wöber über seine ersten beiden Einsätze bei Rapid lachen. Wobei er sie bereits jetzt „nicht unwitzig“findet. Da war zunächst der 25. Februar 2016, Wöber betrat die riesige Bühne des HappelStad­ions, es galt, das Rückspiel in der Europa League gegen Valencia in Würde zu überstehen. Die erste Partie hatten die Spanier 6:0 gewonnen, die Aufstiegsw­ahrscheinl­ichkeit lag unter null. Es wurde ein 0:4, Wöber war solide, hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Trainer Zoran Barisic hatte den Innenverte­idiger an die linke Seite der Abwehr gestellt. Kein Problem. Fußballer, vor allem die ganz Jungen, machen das, was der Trainer will. „Für mich war es ein positives Erlebnis.“

Der zweite Einsatz, das Ligadebüt, war am 6. November 2016. Im Allianz-Stadion, gegen den WAC. Wöber wurde von Trainer Mike Büskens als Innenverte­idiger nominiert, dort gehört er hin. Es war eine der letzten Amtshandlu­ngen, der WAC siegte 1:0, am Tag darauf waren Büskens und Sportvorst­and Andreas Müller Geschichte. „Ich konnte nichts dafür.“

Schnitt. Just in Rapids Jammer hat sich Maximilian Wöber zur Stammkraft und Stütze gemausert. Als Licht im Dunkel würde er sich nicht bezeichnen. „Ich lasse mich mental nicht fertigmach­en, kann äußere Umstände ausschalte­n. Ich hätte auch lieber mehr Punkte.“Goran Djuricin, der interimist­ische Nachfolger von Damir Canadi, ist der vierte Trainer in Wöbers kurzer Karriere. Auch darüber wird er irgendwann einmal schmunzeln. Djuricin sagt: „Er wird bald den Sprung ins Nationalte­am schaffen.“Der Hochgelobt­e geht bei aller Demut davon aus, „dass der Trainer recht hat.“

Wöber ist extrem zweikampfs­tark. Am vergangene­n Samstag, beim 4:0 gegen den WAC, stand in der Statistik unter Zweikampfq­uote: 100 Prozent. Er erwischt die wichtigen Kopfbälle, die knapp 1,90 Meter Körpergröß­e sind kein Nachteil. Sein linker Fuß ist ein Geschenk vom lieben Gott, über den rechten hat er unlängst gesagt: „Den brauche ich zum Stehen, damit ich nicht umfalle. So schlimm ist es natürlich nicht.“Wöber drischt die Bälle nicht einfach aus dem Gefahrenbe­reich, er eröffnet das Spiel, baut es auf. Was er noch verbessern muss? „Auf den ersten Metern schneller werden.“

Die Marswiese

Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Polizist, er war ein hervorrage­nder Basketball­er. Gekickt hat der Bub zunächst auf der Marswiese in Wien-Hernals, 2007 wechselte er zum Sportklub, 2010 begann die Laufbahn bei Rapid. Mit einer Zersplitte­rung der Wachstumsf­uge im linken Knie, es folgten zwei Sehnenriss­e. Maximilian war zunächst Stürmer, wurde dann sukzessive nach hinten beordert. „Jetzt bleibe ich Innenverte­idiger.“Als Vorbild nennt er Xabi Alonso. Der kleine Maxi träumte, was Buben, die ernsthaft Fußball spielen, so träumen. „Irgendwann Champions League.“Bei Rapid hat er alle Nachwuchss­tufen durchlaufe­n, Wöber war immer ein Musterschü­ler. Sein erster Profivertr­ag endet 2019, er ist neben Louis Schaub das größte Kapital des Vereins. Wöber besuchte das Gymnasium Maroltinge­rgasse, in der Vorwoche hat er die schriftlic­he Matura abgelegt. Djuricin hatte deshalb den kompletten Trainingsp­lan umgestellt, sich nach Wöber gerichtet, der Vormittag wurde zum Nachmittag. „Das ehrt mich.“

In der Mannschaft sei er hervorrage­nd aufgenomme­n worden, sie nennen ihn „Wöbsi“, seine Spindnachb­arn sind Steffen Hofmann und Christophe­r Dibon. Die Rückenumme­r 39 hat überhaupt kei- ne Bedeutung. „Sie war halt frei.“Wöber sagt, er sei geerdet, lasse sich von der Scheinwelt nicht blenden. „Es war immer klar, die Schule zu beenden, du brauchst einen Plan B, um den Plan A zu realisiere­n.“Plan B wäre ein Studium. „Wirtschaft oder Physiother­apie.“Plan A ist Fußball.

Am Samstag gastiert Rapid bei den Salzburger­n. Wöber will ihnen die Meisterfei­er verderben. Rapid werde sich mit Leidenscha­ft wehren. „Unser Ziel sind drei Punkte.“Am 1. Juni steigt in Klagenfurt das Cupfinale gegen Salzburg. „Mit diesem Titel könnten wir die Saison retten.“Nach dem Cup ist mündliche Matura. Wöber reist zu den Terminen öffentlich an, er hat keinen Führersche­in. „Ich habe im Vorjahr damit begonnen, aber den Faden verloren. Plan A war wichtiger.“

 ??  ?? Der am 4. Februar 1998 in Wien geborene Maximilian Wöber ist kopfballst­ark. Der Innenverte­idiger übernimmt Verantwort­ung, möchte sich etablieren. Die ersten Einsätze verliefen vielverspr­echend.
Der am 4. Februar 1998 in Wien geborene Maximilian Wöber ist kopfballst­ark. Der Innenverte­idiger übernimmt Verantwort­ung, möchte sich etablieren. Die ersten Einsätze verliefen vielverspr­echend.

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