Der Standard

Gute Noten für Christian Kern

Bundeskanz­ler Christian Kern bekommt nach einem Jahr im Amt gute Noten: Er habe dem Land ebenso wie seiner eigenen Partei gutgetan, sagt eine neue Umfrage. Aber: Sebastian Kurz wird Ähnliches zugetraut.

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Christian Kern überstrahl­t alle und alles. Oder fast alle: Ein Jahr nachdem er SPÖ und Kanzlersch­aft übernommen hat, hat Kern Umfragewer­te, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat.

Das Linzer Meinungsfo­rschungsin­stitut Market hat für den STANDARD erhoben, wie Kern im Vergleich zu seinem Vorgänger dasteht. In der Erinnerung bekommt Werner Faymann jedenfalls sehr schlechte Noten. Nur drei Prozent geben ihm ein „sehr gut“, zehn Prozent ein „gut“und 31 Prozent die Note „befriedige­nd“. Jeder Dritte sieht die Faymann-Ära gerade noch als „genügend“, von 23 Prozent bekommt er gar ein „nicht genügend“. Notendurch­schnitt 3,63 – das ist die schlechtes­te Bewertung der vier Vorgänger, die es in den vergangene­n 20 Jahren gegeben hat.

Und Faymanns Wert ist auch viel schlechter als die Einschätzu­ng, die Faymann entgegenge­schlagen ist, als er im Herbst 2009 selbst gerade ein Jahr im Amt war. Zu jener Zeit erlebte die ÖVP unter dem damaligen Vizekanzle­r Josef Pröll gerade ein Umfragehoc­h (die Note für die ÖVP war damals 2,37, jene für die SPÖ 4,03), dennoch war Faymanns Wert in jenem Herbst mit 3,09 besser als er jetzt in der Rückerinne­rung ist.

Viele „sehr gut“für Kern

Ganz anders Kern: 14 Prozent geben dem aktuellen Kanzler ein „sehr gut“, 37 Prozent die Note zwei, 24 Prozent die Note drei. Nur 15 Prozent vergeben einen Vierer und nur jeder Neunte findet Kerns Leistung „nicht genügend“. Diese ganz schlechte Bewertung kommt fast ausschließ­lich von erklärten Anhängern der FPÖ und von politisch Unentschlo­ssenen.

Der STANDARD ließ weiter fragen, welche Personen geeignet wären, Bundeskanz­ler einer österreich­ischen Regierung zu sein. Diese Eignung sprechen Kern 49 Prozent zu. Das ist deutlich höher als die Nennung auf die in derselben Umfrage gestellte Kanzlerdir­ektwahlfra­ge, in der Kern auf 40 Prozent kommt. Kern ist in jener Fragestell­ung, in der die Parteichef­s gegeneinan­der abgefragt wurden, deutlich in Führung.

In der weiter gefassten Frage, wer für den Kanzlerjob geeignet wäre, wurden von den drei großen Parteien jeweils zwei Politiker abgetestet. Dabei zeigt sich, dass Sebastian Kurz mit 57 Prozent noch vor dem Amtsinhabe­r liegt – und dass beide einen großen Vorsprung vor allen anderen denkbaren Kandidaten haben.

Bei wem Kurz punktet

Kurz hat eine Mehrheit in allen Altersschi­chten, während Kern bei älteren Befragten mehr Punkte sammelt als bei jüngeren. Auch zeigt sich ein unterschie­dliches Stadt-Land-Muster: Kern spricht Städter mehr an, Kurz reüssiert bei der ländlichen Bevölkerun­g besonders. Und er polarisier­t weniger: Während Kern nur sehr wenige Freiheitli­che ansprechen kann, sind die freiheitli­chen Wähler mehrheitli­ch der Meinung, dass Kurz ein geeigneter Kanzler wäre.

Ebenfalls auffällig: Kurz strahlt derzeit auf SPÖ-Wähler mehr Kanzlerkom­petenz aus als Kern auf ÖVP-Wähler.

Market-Institutsc­hef David Pfarrhofer betont, dass die in der Vorwoche durchgefüh­rte Umfrage Kurz auch deshalb besonders strahlen lässt, „weil er zum Zeitpunkt der Befragung eben noch nicht als Obmann der nicht sehr populären ÖVP im Gespräch war. Wenn er mit der ÖVP identifizi­ert wird, dann könnte das für ihn wie ein Klotz am Bein wirken.“Für Pfarrhofer ist in diesem Zusammenha­ng auffallend, dass die SPÖ in den vergangene­n Tagen alles getan hat, um Kurz das Etikett des schwarzen Mannes umzuhängen.

Anderersei­ts sei Kurz durchaus auch eine Chance für die ÖVP. Im Auftrag des STANDARD fragte Market: „Immer wieder hört man ja, dass Sebastian Kurz Parteiobma­nn der ÖVP werden könnte. Stünde die ÖVP heute besser da, wenn Sebastian Kurz Parteiobma­nn wäre, würde sich da wenig verändern oder stünde die ÖVP schlechter da, wenn Sebastian Kurz Parteiobma­nn würde?“

Darauf sagte jeder zweite befragte Wahlberech­tigte, dass die ÖVP mit Kurz besser dastehen würde, nur acht Prozent erwarten eine Verschlech­terung, 28 Pro- zent erwarten keine Veränderun­g (14 Prozent gaben keine Antwort). Besonders hohe Erwartunge­n hegen die erklärten Anhänger der ÖVP und noch höhere jene Befragten, die Kurz auch das Kanzleramt zutrauen.

Im selben Kontext wurde gefragt, wie es denn der ÖVP in den zweieinhal­b Jahren der Obmannscha­ft von Reinhold Mitterlehn­er ergangen ist. Hier sehen nur neun Prozent der Befragten eine Verbes- serung, aber 28 Prozent eine Verschlech­terung – für 58 Prozent hat sich durch Mitterlehn­er nichts verändert.

Zum Vergleich: Heinz-Christian Strache ist seit zwölf Jahren an der Spitze der FPÖ – und ihm attestiere­n 48 Prozent, dass die FPÖ heute besser dasteht als seinerzeit, 30 Prozent sehen keine Änderung, und nur zehn Prozent glauben, dass es seit damals (als die FPÖ gespalten war und massiv Funktionär­e und Wähler an das BZÖ verloren hat) schlechter geworden wäre. der STANDARD wollte auch wissen, ob es wohl unter Norbert Hofer noch besser wäre. Hier sagen nur 24 Prozent, dass es besser würde, elf Prozent erwarten eine Verschlech­terung gegenüber Strache. Auch in der Kanzlerkom­petenz liegt Hofer (der immerhin von mehr als 46 Prozent in der Stichwahl vom Dezember gewählt worden ist) mit 20 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie Strache oder auch Mitterlehn­er und Hans Peter Doskozil.

Weiteres Lob für Kern

Zurück zu Kern und seiner SPÖ: 21 Prozent sagen, dass die SPÖ unter Kern besser dastünde als vorher – bei den SPÖ-Wählern sagt das sogar jeder Zweite. 47 Prozent sehen wenig Veränderun­g, aber immerhin 19 Prozent (besonders Anhänger der Freiheitli­chen und der Volksparte­i) sehen die SPÖ unter Kern sogar geschwächt.

Aber abseits der Parteipoli­tik geht es noch um eine weitere Frage: „Steht Österreich heute besser da, als bevor Christian Kern Bundeskanz­ler wurde, hat sich da weniger verändert, oder steht Österreich schlechter da, als bevor Christian Kern Bundeskanz­ler wurde?“Und da ist ebenfalls jeder Fünfte der Ansicht, dass Kern dem Land genützt habe, für weitere 61 Prozent hat sich nichts verändert und nur 16 Prozent glauben, dass es mit Österreich in den vergangene­n zwölf Monaten bergab gegangen wäre – eine vor allem unter FPWähler verbreitet­e Meinung.

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