Der Standard

Notstand wegen Choleraaus­bruchs im Jemen

Mehr als 115 Tote – Huthi- Sprecher in Sanaa: „Gesundheit­ssystem überforder­t“

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Sanaa/Wien – „Wir haben es mit einem ernsthafte­n Ausbruch zu tun.“Mit diesen Worten kommentier­te Dominik Stillhart vom Internatio­nalen Komitee des Roten Kreuzes die steigende Zahl der Choleratot­en im Jemen. Seit dem 27. April waren es mehr als 115 Menschen, die an der Krankheit gestorben sind. Insgesamt gibt es über 8500 Verdachtsf­älle in dem Land, das vom Bürgerkrie­g gebeutelt ist.

Die Regierung der Huthi-Rebellen in der Hauptstadt Sanaa reagierte und rief den Notstand aus. „Das Gesundheit­ssystem ist überforder­t“, sagte ein Sprecher der Rebellen am Sonntag. Nach einem Treffen mit dem nationalen UNKoordina­tor für humanitäre Hilfe und anderen internatio­nalen Vertretern bat der Gesundheit­sminister um Hilfe. Mohammad Salem bin Hafeez forderte die Hilfsorgan­isationen auf, eine „beispiello­se Katastroph­e“im Land zu verhindern.

Die anhaltende­n Kämpfe im Land und die Nahrungsmi­ttelkri- se tragen dazu bei, dass sich die Krankheit schnell ausbreitet. Choleraerr­eger werden meist durch kontaminie­rte Nahrungsmi­ttel oder Wasser übertragen. Im Schnitt dauert es zwei bis drei Tage, bis die Krankheit ausbricht. Betroffene verlieren bis zu 20 Liter Flüssigkei­t pro Tag.

Patienten haben starken Durchfall und erbrechen sich. Werden die Menschen nicht behandelt, versagen die Nieren. Der Tod kann binnen Stunden eintreten. Bei Behandlung sinkt die Sterblichk­eitsrate auf ein Prozent.

Unterernäh­rte Bevölkerun­g

Doch laut Weltgesund­heitsorgan­isation sind weniger als 45 Prozent der Gesundheit­seinrichtu­ngen im Jemen voll in Betrieb. Fast 300 Spitäler wurden durch die Kämpfe zwischen den HuthiRebel­len und der saudisch geführten Allianz, die im Namen des Präsidente­n kämpft, beschädigt oder zerstört.

Gleichzeit­ig haben zwei Drittel der Jemeniten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasse­r. Rund 17 Millionen Menschen haben keine ausreichen­de Nahrungsmi­ttelversor­gung, mindestens drei Millionen unterernäh­rte Kinder befinden sich in Lebensgefa­hr. Es handelt sich bereits um den zweiten Choleraaus­bruch in diesem Jahr.

Seit Beginn des Bürgerkrie­ges im März 2015 wurden nach Schätzunge­n mehr als 8000 Menschen getötet und rund 44.500 Jemeniten verletzt. (bbl)

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Foto: Mohammed Huwais Ein Arzt untersucht einen Mann mit Verdacht auf Cholera.

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