Der Standard

„Über Wasser gehen“

- Ljubiša Tošić

In Abwesenhei­t des Jungen, der aktuell eher nur solo im freundlich­en TV-Ton Forderunge­n diktiert, klammert sich die Wissenssuc­ht an Sebastian Kurz’ Vertraute. Elisabeth Köstinger – EU-Abgeordnet­e und im Film an der Seite des Umrührers zu sehen – zelebriert jedoch die Repetition des Bekannten auf Basis der Einsicht, die ÖVP hätte „ein strukturel­les Problem.“

Jetzt, da alles gut, also zentral personalis­iert wird, gelte es, „in eine unbeweglic­he Partei Bewegung einzubring­en“. Das Ziel sei also, „stärker in eine Bewegung zu kommen und Chancen zu nutzen“, konsequent auch „programmat­isch in eine Wahlbewegu­ng zu gehen.“Das hat im Stil etwas vom alten Funktionär­shohlsprec­h.

Aber geschenkt. Es ist tatsächlic­h viel in Bewegung und etwas fragiler als die Euphorie eines alten ÖVPlers. Bernhard Görg wirkte erquickt vom Som- merwind der Hoffnung (Motto: „Dass ich das noch erleben darf!“). Zwar stimmte er Analytiker Peter Filzmaier zu, der Kurz die Fähigkeit absprach, wie der Messias „über Wasser gehen“zu können. Viel wichtiger für Görg: „Erstmals in meinem Leben glaubt die ÖVP, dass einer durch Wahlen Kanzler werden kann! Alle glauben, Kurz kann es, er wird Kanzler!“Falls der Gemeinte irgendwo Zeuge dieser Im Zentrum- Folge gewesen ist, wird er es als gutes Omen empfunden haben, dass niemand Görg widersprac­h.

In die Thesennähe von Analytiker­in Christine Bauer-Jelinek geraten zu sein wird ihn vielleicht aber weniger amüsiert haben. Verspreche­n brechen würde „zur Kernkompet­enz des Politikers“gehören, es sei gutes „Handwerk“, sprach sie. Der erfolgreic­he Politiker – nur ein rückgratlo­ser Lügenwende­hals? Auch Kurz’ Zukunft wird es zeigen. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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